Kreis Heinsberg: Orkan „Friederike“ fordert zwei Schwerverletzte im Kreis Heinsberg

Kreis Heinsberg : Orkan „Friederike“ fordert zwei Schwerverletzte im Kreis Heinsberg

Erst am frühen Nachmittag konnten die Einsatzkräfte der Feuerwehren im Kreis Heinsberg langsam durchatmen. Nachdem der Orkan „Friederike“ schon seit den frühen Morgenstunden auch im Kreis Heinsberg gewütet hatte, gab der Wetterdienst für den weiteren Verlauf des Tages Entwarnung. Bis zum Abend waren die Feuerwehren rund 200 Mal ausgerückt.

Leider gab es in Hückelhoven auch Verletzte zu beklagen. Dort war gegen 11 Uhr nach Angaben von Polizei-Pressestelle und Feuerwehr-Leitstelle an der K26, nahe Schaufenberg, ein Baum auf zwei 24 und 37 Jahre alte Fußgänger gestürzt. Die beiden Schwerverletzten mussten von Feuerwehrleuten mit Hilfe von Kettensägen befreit werden, wurden vom Rettungsdienst vor Ort versorgt und dann in die Krankenhäuser von Heinsberg und Erkelenz gebracht.

Auf der L164, der früheren B221, zwischen Geilenkirchen und Übach-Palenberg kippte ein Sattelzug eines 62-jährigen Jülichers um. Der Lkw-Fahrer wurde nach Polizeiangaben leicht verletzt. Die Straße musste bis 14 Uhr komplett gesperrt werden. Ein Kranwagen wurde zur Bergung des Lkw angefordert.

In Heinsberg wurden bis zum Mittag knapp 50 Einsätze registriert. 107 Feuerwehrleute waren laut Feuerwehrchef Ralf Wählen im Einsatz, um Bäume von Häusern, Pkw, eingestürzten Garagen und Straßen zu räumen. Auch lose Dachziegel wurden zum Teil zu gefährlichen Geschossen. Im Kindergarten in Unterbruch hatten sich über dem Eingang Dachziegel gelöst.

Den ersten Einsatz verzeichneten die Heinsberger gegen 6.50 Uhr in Oberbruch. „Dann war etwa eine Stunde lang Ruhe“, sagt Wählen. „Aber danach ging es Schlag auf Schlag. Die Hochzeit lag zwischen 11 und 12 Uhr.“ Einige Ortsteile, vor allem im Westen der Kreisstadt, seien kaum von „Friederike“ in Mitleidenschaft gezogen worden, so Wählen. Zum Beispiel Waldenrath, Straeten, Aphoven, Randerath oder Horst. In Heinsberg selbst, Oberbruch oder Dremmen sei es dagegen hoch hergegangen. „Man konnte die Schneise, die der Sturm geschlagen hat, regelrecht sehen.“ Bis 16 Uhr wurde in Heinsberg noch ein Bereitschaftsdienst eingerichtet.

Auch die Wassenberger Feuerwehr war bis gestern Nachmittag mit 45 Wehrleuten im Sturmeinsatz. Dank einer Voralarmierung waren die Einsatzkräfte gut auf den drohenden Sturm vorbereitet, der im gesamten Stadtgebiet für Schäden gesorgt habe. „Wir haben zwar schon schlimmere Stürme erlebt, aber einige Stellen waren doch stark betroffen“, sagt Holger Röthling, Leiter der Wassenberger Feuerwehr.

So sei in Effeld ein riesiger Baum auf ein Haus gestürzt, in Wassenberg flog ein ganzes Dach davon und die Straße Entenpfuhl musste vorsorglich wegen herunterfallender Äste komplett gesperrt werden. Hinzu kamen mehrere Straßen, die wegen umgekippter Bäume nicht passierbar waren, und herunterfallende Dachziegel.

In Erkelenz rückten die 53 im Einsatz befindlichen Feuerwehrleute gestern 31 mal aus, wie Wehrleiter Helmut van der Beeck sagt. Einer der ersten Einsätze führte sie zur Bahnstrecke, wo ein Baum auf die Gleise gefallen war und auch die Oberleitung heruntergerissen hatte. Die Bahn stellte den Zugverkehr in NRW wegen des Sturms gestern komplett ein. In Berverath lagen mehrere 25 Meter hohe Tannen auf einem Dach, als die Feuerwehr die Einsatzstelle erreichte. Sie musste das THW anfordern, damit die Tannen mit schwerem Gerät geborgen werden konnten.

In ihrem stundenlangen Einsatz bewiesen die Erkelenzer Wehrleute auch Einfallsreichtum. Weil in Genehen ein kompletter Dachstuhl abzuheben drohte, legten die Einsatzkräfte Sandsäcke auf das Dach. Anderenorts drohte ein Wintergarten davongeweht zu werden. „Den haben wir festgebunden. Wir haben Feuerwehrschläuche über den Wintergarten gelegt und sie am Boden fixiert“, sagt van der Beeck.

„Wir haben anscheinend nur die Ausläufer des Sturms abbekommen“, sagt der Leiter der Übach-Palenberger Feuerwehr, Detlef Mäntz, am Nachmittag. Es habe sechs bis sieben Einsätze gegeben. Der spektakulärste davon spielte sich gleich gegenüber der Wache an der Friedrich-Ebert-Straße ab, wo ein größerer Baum umgeweht wurde. Die Straße, eine der Hauptverkehrsadern Übach-Palenbergs, musste gesperrt werden. Ein Unternehmen wird am heutigen Morgen noch weitere Bäume auf derselben Fläche entfernen. Dem Rathaus dürfte das zupass kommen. Denn die Stadt will auf dem Areal einen Parkplatz errichten.

Die Gangelter Feuerwehr war rund fünf Stunden lang damit beschäftigt, an verschiedenen Orten im Gemeindegebiet Bäume von Straßen und Gehwegen zu entfernen. Ferner seien zahlreiche Dächer abgedeckt worden, so die Beobachtung von Feuerwehrleiter Oliver Thelen. Die Feuerwehr konnte da aber nicht viel unternehmen, schon weil die Drehleiter bei Sturm nicht genutzt wird. „Die Dachdecker werden in den kommenden Tagen viel zu tun haben“, schätzt Thelen.

Zwischen 10.15 und 14.30 Uhr fuhr die Geilenkirchener Feuerwehr unter der Einsatzleitung von Frank Büsselberg, stellvertretender Wehrleiter, rund 20 Einsätze. Etwa 50 Feuerwehrleute aus allen Geilenkirchener Löscheinheiten waren im Einsatz. Überwiegend waren umgestürzte Bäume und lose Dachziegel Gründe für die Einsätze. In Beeck wurde eine ganze Wellblechhütte davongeweht.

(disch/her/ger/jpm/st)