Kreis Heinsberg : „Nah an den Menschen”: Schuldnerberatung zieht Bilanz ihrer Arbeit
Kreis Heinsberg „Nah an den Menschen, für die Menschen”: Auf diese Formel brachte Jens Sannig, der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Jülich, die Arbeit der Schuldner- und Insolvenzberatung im Kreis Heinsberg, die nicht nach Schema F vorgehe, sondern auf die Menschen und deren Belange eingehe.
Die Hückelhovener Beratungsstelle - mit Wolfgang Meier als Leiter und Berater, Lenka Flatau, Tonja Schreck, Angelika Kusch-Fischer und Beate Schmitz als Beraterinnen sowie Regina Schaaf im Sekretariat - legte am Donnerstag bei einem Pressegespräch ihren Jahresbericht 2009 vor. „Der Schwerpunkt unserer Beratungstätigkeit ist die Einzelfallhilfe mit dem Ziel, den raschen Zugang zur Beratung zu gewährleisten”, so Meier.
Dieses Bemühen diene vor allem dazu, den Leidensweg abzukürzen. Die Entwicklung der letzten Jahre habe sich auch 2009 mit Zahlen auf hohem Niveau fortgesetzt. So sei die Gesamtzahl der Beratungsfälle kontinuierlich gestiegen, die Zahl der Neuaufnahmen sei konstant geblieben, trotz Wirtschaftskrise also nicht angestiegen.
Im vergangenen Jahr lag die Gesamtzahl der beratenen Haushalte bei 1544 - nach 1489 im Jahr 2008 und 1410 im Jahr 2007. Während die Schuldnerberatung mit 724 Fällen (764 in 2008 und 766 in 2007) leicht zurückging, gab es bei der Insolvenzberatung einen Anstieg: von 644 im Jahr 2007 über 725 im Jahr 2008 auf 820 im Jahr 2009. Die Zahl der Neuaufnahmen belief sich 2009 auf 869 (881 in 2008 und 838 in 2007).
Der Anstieg bei den Insolvenzberatungen hänge einerseits mit der Laufzeit dieser Verfahren zusammen, die sich in der weiterführenden Bearbeitung dann über mehrere Jahre in der Statistik niederschlagen würden, erläuterte Meier. Aber auch die Zahl eingeleiteter Insolvenzverfahren sei im vergangenen Jahr deutlich angestiegen: auf 440 (329 in 2008 und 305 in 2007).
Das Insolvenzverfahren sei für die weit überwiegende Zahl der überschuldeten Personen die einzige Möglichkeit der Entschuldung und damit der nachhaltigen Stabilisierung ihrer Situation, erklärte Meier. Viele Ratsuchende würden gleich beim ersten Kontakt das Insolvenzverfahren selbst als angestrebten Lösungsweg vorschlagen, weil sie schon davon gehört hätten.
In der Schuldnerberatung wird von einer Überschuldung gesprochen, wenn es betroffenen Personen nicht möglich ist, ihre Schulden innerhalb eines überschaubaren Zeitraums unter Einsatz vorhandenen Vermögens und freien Einkommens zu bezahlen, ohne dabei die eigene Grundversorgung zu gefährden. Mit Blick auf das Zahlenwerk gab Meier zu bedenken, dass nur rund 20 Prozent der überschuldeten Personen überhaupt eine Schuldnerberatung aufsuchen würden. Die Dunkelziffer sei sehr hoch; rund 80Prozent würden keinen Rat suchen.
Meier und seine Kolleginnen mussten wieder feststellen, dass Schuldenprobleme meist mehrere, vernetzte Ursachen hätten. Ein Beispiel für „multiple Faktoren” sei die Gruppe der Ratsuchenden mit sehr geringem Arbeitseinkommen, bei denen weitere Faktoren hinzukämen: unzureichendes wirtschaftliches Wissen, mangelnde Planungsfähigkeit, unangemessene Konsum-Leitbilder, aber auch Scheidung oder Krankheit.
Wie in den Vorjahren bestritt auch 2009 der größte Teil der beratenen Haushalte das Haupteinkommen aus Erwerbseinkünften (43,5 Prozent), aber der Anteil der Hartz-IV-Bezieher - inzwischen 27,0 Prozent - steige.
Wenn sich Ratsuchende erstmals bei der Schuldner- und Insolvenzberatung melden, dann erhalten sie möglichst rasch einen ersten Gesprächstermin, in der Regel binnen zwei bis drei Wochen, erklärte der Leiter der Beratungsstelle, Wolfgang Meier, beim Pressegespräch. Entsprechend hoch sei mit 85Prozent die Zahl derer, die den vereinbarten Termin auch wahrnehmen würden.
Die Beratungsstelle befindet sich in Hückelhoven an der Haagstraße10. Ratsuchende sollten sich telefonisch anmelden: 02433/90560.
Die Schuldner- und Insolvenzberatung ist eine Einrichtung des Diakonischen Werkes des Kirchenkreises Jülich in Kooperation mit der Arbeiterwohlfahrt, Kreisverband Heinsberg.