Mittagessen kann nur lecker sein, wenn es in Plastik serviert wird, oder?
Was hätten wir es gut in unserer wunderbaren Welt. Wären da nicht die ganzen lästigen Ansprüche, die den ganzen Tag an uns gestellt werden. Um wirklich mit dem Strom zu schwimmen, muss man einiges tun.
Wer nicht die neusten Klamotten trägt, ist out. Kleidung ist nur hip und gut, wenn sie das Verfallsdatum von genau neun Monaten nicht überschritten hat. Alles andere ist ja sowas von 2014. Der alte Kram wird selbstverständlich in die Tonne geworfen, was hat man schon davon, zur Altkleidersammlung zu gehen?
Doch nur schöne Klamotten tragen, reicht nicht. Wir müssen selbstverständlich zu jeder Tages- und Nachtzeit perfekt aussehen. Wer sich also nicht mit gerötetem Gesicht oder gar einer witterungsbedingt schlecht sitzenden Frisur zeigen möchte, nimmt das Auto anstatt Fahrrad zu fahren. Selbst für Wege, die weniger als zehn Minuten dauern, sonst lohnt sich der Wagen ja nicht. Vorzugsweise alleine, dann können Radiosender und Lautstärke wirklich frei gewählt werden.
Da wir so viel Zeit auf unser Aussehen verwenden (und das ist natürlich die Hauptsache), haben wir wenig Zeit. Am allerwenigsten fürs Kochen. Fastfood schafft in jeder Mittagspause Abhilfe. Tipp: das Essen KANN überhaupt nur dann lecker sein, wenn es in Massen an Plastik und Styropor verschwindet. Dazu noch zwei, drei Kaffee to go (oder Trinktütchen) und die Mahlzeit ist perfekt. Kommen wir abends nach Hause, ist Kochen selbstverständlich zu anstrengend. Wie gut, dass wir einen Lieferservice beauftragen können, der das Essen vollkommen verpackt vorbeibringt, und der Tiefkühlschrank vor eingeschweißten Fertiggerichten überquillt. Köstlich, diese Konservierungsstoffe, oder? Noch mehr tut die Lebensmittelindustrie für uns: Damit wir nicht aus Versehen in die Schale eines hartgekochten Eis beißen, gibt es diese gepellt und in Plastik eingeschweißt. Umweltschonend ist hier besonders, dass wir nicht einen zusätzlichen Mülleimer für den Bioabfall kaufen müssen. Der wäre ja auch aus schädlichem Plastik.
Und was würden wir nur ohne Handy machen? Immer das neuste Modell. Das alte wandert trotz wertvoller Edelmetalle in die Kramschublade. Bei dem kleinen Display ist das ja auch mehr als gerechtfertigt.
Wer soll sich bei dem Stress um Umweltschutz kümmern? Lieber machen wir genauso weiter, dann bleibt unsere Welt mit Sicherheit genauso wunderbar.