Kreis Heinsberg : Meisterkonzerte: Ausklang mit Kölner Streichsextett
Kreis Heinsberg Mit einem musikalischen Ausrufezeichen gingen die Meisterkonzerte der Spielzeit 2015/2016 der Anton-Heinen-Volkshochschule in der Erkelenzer Stadthalle zu Ende: Das Kölner Streichsextett mit Demetrius Polyzoides und Elisabeth Polyzoides-Baich (Violine), Bernhard Oll und Remy Sornin-Petit (Viola) sowie Uta Schlichtig und Birgit Heinemann (Violoncello) spielte Werke von Richard Strauß, Max Reger und Peter Tschaikowsky.
„Sechs Persönlichkeiten mit einer Stimme — oder umgekehrt. Auf die eine oder andere Weise charakterisiert dies den Grundtenor des Auftritts des Kölner Streichsextetts“, so beschrieb ein Kritiker ein Konzert des Sextetts, und diese Einschätzung wurde in Erkelenz voll bestätigt. Dieses Sextett gibt es seit 1997. Das international besetzte Ensemble hat es sich zur Aufgabe gemacht, sowohl die klassische Sextettliteratur zu pflegen als sich auch avantgardistischen Kompositionen zuzuwenden. Das Konzert begann mit Introduktion für Streichsextett aus der Oper Capricio op. 85 von Richard Strauß.
Bemerkenswert ist, dass diese Musik mitten im Zweiten Weltkrieg entstand, als die systematische Ausrottung der Juden begonnen hatte. Aber die Introduktion hat nichts mit diesen Gräueltaten zu tun, sondern bewegt sich in der heilen Welt des 18. Jahrhunderts, die insbesondere in vornehmen Gesellschaften spielt und somit vor allem mit Idyllen und Leidenschaft zu tun hat. Es folgte das Streichsextett F-Dur op. 118 von Max Reger, einem der größten deutschen Musiker, mit den Sätzen Allegro energico, Vivace, Largo con gran espressivo und Allegro commodo. In diesem Werk zeigt sich beziehungsweise ist zu hören, wie Reger sich in einer Art Abschluss mit vergangenen Musikepochen auseinandersetzt und gleichzeitig eine neue Zeit der Musik eröffnet. So werden die Bezeichnungen der Sätze adäquat umgesetzt, sodass ein Klangbild von Rhythmus, Lyrik und Heiterkeit entsteht. Und sein Largo bezeichnet der tieffromme Reger als „sein Gebet mit dem lieben Gott“.
Nach der Pause folgte dann von Tschaikowsky das Streichsextett d-Moll op. 70 Souvenir de Florence mit den Sätzen Allegro con spirito, Adagio cantabile e con moto, Allegretto moderato und Allegro vivace. Wer nun vielleicht erwartet hatte, so etwas wie folkloristische italienische Motive in diesem Werk zu finden, sah sich getäuscht. Es gibt zwar einige Anklänge an italienische Musik, aber im Grunde geht es um ein Stimmungsbild, das der Komponist nach einem zunächst erholsamen Urlaub in Florenz wiedergibt.
Denn als sich herumgesprochen hatte, dass der berühmte russische Komponist in Italien war, konnte dieser sich vor Einladungen kaum retten und floh in die Ruhe und Abgeschiedenheit seines Landhauses. Dort komponierte er sein einziges Streichquartett, das in großen Teilen an russische Volksmusik erinnert und seine Stimmung beschreibt, die er in einem Brief an eine Freundin so zum Ausdruck bringt: „Noch nie hat Gott der Natur so viel Schönes verliehen wie in diesem Sommer. Meine Blumen blühen zahlreich wie noch nie.“
Natürlich gab es am Ende Blumen, viel Beifall und eine Zugabe: ein Stück von Andreas Hammerschmidt, in dem noch einmal das hervorragende Zusammenspiel der sechs hörbar wurde.