Waldfeucht-Haaren : Korbflechterei: Altes Handwerk als Hobby aufgegriffen
Waldfeucht-Haaren Noch gibt es im Kreis Heinsberg etliche Leute, die das gute alte Handwerk des Korbflechtens beherrschen. Aber kaum jemand übt es noch über Jahre hinweg regelmäßig aus, wie dies Johann Schröders aus Haaren hobbymäßig tut.
In der Vorweihnachtszeit hatte der 72-Jährige wieder Hochkonjunktur auf Bauern- und Weihnachtsmärkten in der Region, so in Erkelenz-Hohenbusch, bei der Lebenshilfe in Oberbruch oder in Waldfeucht. Aber auch „Auftritte” in Aachen-Kornelimünster, Krefeld oder gar bei der Grünen Woche in Berlin sind dem Haarener nicht fremd. Über all demonstriert er, auf einem langen Brett, der „Plank” sitzend, sein Handwerk, das er in seiner Jugend von einem Haarener Korbmacher gelernt hat.
Viele Besucher bleiben stehen, sehen ihm zu. Manch einer sagt: „Das kann ich auch”, aber wenn Schröders aufsteht und ihn auffordert weiterzumachen, geht der Besucher meist schweigend fort.
„Die ganz alten Profis sind tot”, sagt der Korbflechter ein wenig wehmütig. Gerne würde er das Handwerk weitergeben an Jüngere, aber wer es erlernen will, muss wirkliches Interesse und vor allem Zeit mitbringen. Damit die alte Kunst nicht ausstirbt, hat Schröders schon überlegt, einen Raum in Waldfeucht anzumieten und zweimal in der Woche Vorführungen zu bieten, aber daraus ist noch nichts geworden.
In der feuchten Rurniederung blühte seit alter Zeit das Handwerk des Korbflechtens. Hilfahrt, Oberbruch und Haaren waren Hauptorte. Im Januar wurden die Weiden (platt „Wetze”) geschnitten. Schröders hat noch in den 50er Jahren erlebt, dass die Gemeinde Waldfeucht auf vier bis fünf Morgen Weiden anbaute und nach dem Schnitt in Haufen teilte, die per Los gegen geringes Entgelt an die örtlichen Korbmacher vergeben wurden.
Die Werkzeuge
Für einen sorgfältig gearbeiteten Korb braucht der Handwerker drei bis vier Stunden, für einen einfach gearbeiteten (platt „Mang”) eine Stunde. Zange, Klopfeisen, Pregel (Stecheisen), Messer und Schere sind die Werkzeuge des Flechters. Schröders verarbeitet zumeist ungeschälte Weiden. Zuerst wird der Boden geflochten, dann die rundum hoch aufragenden Ruten waagrecht verbunden, zum Schluss der Rand sowie Henkel oder Bügel eingearbeitet. Nicht nur Körbe sind gefragt. Schröders flechtet auch Vögelkästchen (Futterkästen) oder Schalenkörbe für Blumen, die vor Jahren groß in Mode waren. Der Korbmacher ist der jüngste Sohn eines Haarener Landwirts, arbeitete zunächst in der Landwirtschaft, später bei Glanzstoff und dann bei der Gemeinde Waldfeucht. 1980 griff er das erlernte Handwerk als Hobby wieder auf. „Ich hatte Spaß daran, das ist für mich Erholung. Es macht mir auch Freude, etwas Neues auszuprobieren”.
Seine große Sorge im Moment: „Ich weiß nicht an neue Weiden zu kommen.” Die restlichen, die er zur Zeit verarbeitet, stammen aus Kirchhoven und sind zwei Jahre alt, neue gibt es dort nicht mehr...