Städteregion: IGA will zeigen „wie wir morgen leben”

Städteregion : IGA will zeigen „wie wir morgen leben”

So langsam werden die Ideen für eine Internationale Gartenbauausstellung (IGA) in der Aachener Region greifbarer. Und das müssen sie auch - die Zeit drängt. Zwar soll das Großprojekt erst im Jahr 2017 über die Bühne gehen. Doch wichtige Termine stehen an.

Nachdem der Aachener Stadtrat vergangene Woche grünes Licht dafür gegeben hat, dass die Region gegen Konkurrenten wie Berlin ihren Hut in den Ring werfen soll, ist am kommenden Donnerstag der Kreisausschuss an der Reihe - wobei davon auszugehen ist, dass sich die Kreispolitiker dem Votum anschließen werden.

Dann müssten sich die Planer um Henk Vos, der als Geschäftsführer der Euregionale 2008 die Region bestens kennt, nochmals sputen. Denn bis zum 13. März müssen die Bewerbungsunterlagen bei der Deutschen Bundesgartenbaugesellschaft in Bonn eingereicht sein. Zwischendurch macht er bereits in den Düsseldorfer Ministerien kräftig Werbung für das Mammutprojekt. Denn wenn die Jury im kommenden November die Aachener Region zum Sieger küren sollte, dann müssten auch aus der Landeshauptstadt einige Euro rollen.

Dabei soll die Jury ein Konzept überzeugen, das inzwischen das sperrige Motto „Postfossile Gesellschaft” abgelegt hat. Zwar geht es immer noch um Stadt- und Landschaftsentwicklung in einer Region, die sich nach dem Ende des Steinkohlebergbaus und als aktiver Standort für Braunkohleabbau und Technologie als Forschungs- und Entwicklungslandschaft profilieren will. Doch heißt das Leitbild nun „Wie wir morgen leben”. Und darunter ist bislang ein bunter Mix an Projekten zu verstehen (siehe Leisten oben und unten), die in Teilen von der Euregionale 2008 bekannt sein und sich wohl auch noch verändern dürften.

Herzstück ist Aachen

Klar ist aber auch, dass die Stadt Aachen das Herzstück der IGA sein soll. Zentrales Ausstellungsgelände soll eine 118 Hektar große Fläche sein, die an das Erweiterungsgebiet RWTH Campus Melaten und Westbahnhof angrenzt, dazu gehören Lousberg, Müschpark, Industriebrachen und die Raher Parklandschaft. Eine recht zerklüftete Kulisse, die nicht nur durch den Alleenring zerschnitten wird. Dabei soll der Verbund historischer Parkanlagen in Teilen dazu genutzt werden, das klassische Gartenschaupublikum anzulocken. Doch gleichfalls wird betont, dass die IGA keine Blümchenausstellung sein soll, sondern Impulse für den angestrebten Wandel der Region gesetzt werden sollen. Verknüpfungspunkt mit der Region ist der Lousberg. Vom Drehturm Belvedere aus soll es den Blick durch die regionalen Fenster auf die Projekte in den Kreisen Aachen, Düren und Euskirchen sowie in der Parkstad Limburg und in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens geben.

Gartenschaupublikum locken

Und so wird die IGA von den Machern in zweierlei Hinsicht als wichtiges Instrument eingestuft. Auf der einen Seite als „Bühne, die den zukunftsorientierten Wandel von Stadt und Region öffentlichkeitswirksam und anschaulich präsentiert”, wie es in einem Papier heißt. Auf der anderen Seite sollen über das Megaprojekt entsprechende Fördermittel akquiriert werden, um die Region fit für die Zukunft zu machen. So betonten etwa Karl Schultheis für die SPD und Harald Baal für die CDU im Aachener Rat, dass sie die Chancen deutlich höher bewerten als die Risiken. Angesichts leerer Kassen seien solche Projekte künftig offenbar die einzige Möglichkeit, Stadtentwicklung zu betreiben, glaubt Baal. Und auch die Bürgermeister im Kreis sehen in der IGA eine „Riesenchance”.

Doch die kostet Geld. Die gesamten Investitionskosten addieren sich nach ersten Berechnungen über einen Zeitraum von 2010 bis 2018 auf 200 Millionen Euro. Stadt und Region müssten 50 bis 60 Millionen Euro als Eigenleistung erbringen, das mögliche Defizit könne bei bis zu 25 Millionen Euro liegen. Im Gegenzug hoffen die Macher auf Impulse für den Tourismus, den Arbeitsmarkt (1000 kurzzeitige und 500 nachhaltige Jobs) und das Marketing. Unter anderem wird damit gerechnet, dass zwischen 1,8 und 2,5 Millionen Besucher die IGA besuchen, die 50 bis 70 Millionen Euro in die Kassen spülen sollen. Weiteres Geld sollen Besucher bringen, die zwei Übernachtungen buchen (bis 50 Millionen Euro) sowie bis zu 1000 zusätzlichen Kongress- und Fachtagungen bis zum Jahr 2018 (12,5 Millionen Euro). Doch die Geldfrage ist noch Zukunftsmusik, zunächst geht es am Donnerstag darum, die Bewerbung auf den Weg zu bringen.