Hückelhoven-Ratheim : HIV - mehr als drei Buchstaben
Hückelhoven-Ratheim Tick-Tack, Tick-Tack, Tick-Tack. Und wieder hat sich irgendjemand irgendwo auf der Welt mit dem tödlichen HIV-Virus infiziert. Einfach so. Statistisch gesehen passiert dies alle sechs Sekunden.
Eine „Stoppuhr” im Aids-Truck des internationalen katholischen Missionswerkes „missio” weist zu Beginn der Reise durch den Alltag zweier jugendlicher Identifikationsfiguren aus Afrika eindringlich darauf hin. Weghören unmöglich.
In dieser Woche stand die multimediale Lern- und Erlebnisausstellung auf deutlich mehr als vier Rädern den zehnten Klassen der Ratheimer Realschule sowie der Hauptschule zur Verfügung. Harte Fakten über die Aids-Epidemie wurden ihnen ebenso vermittelt wie das Nachempfinden der sozialen Folgen der Immunkrankheit.
Begleitend sahen sich die Schüler eine Dokumentation über ein HIV-positives Mädchen an und diskutierten das Erlebte. Was vom Leben übrig bleibt: Per Hörspiel lernten die Jugendlichen im Großraumtruck je nach Wahl einen Jungen aus Südafrika oder ein Mädchen aus Uganda kennen, die sie in ihre Welt mitnahmen. Zu den authentisch gestalteten Stationen der Ausstellung zählen ein afrikanischer Marktplatz, eine Gesundheitsstation und eine Schule.
Wissenswertes über Hilfsprojekte, Präventionsarbeit und die Unterstützung von Aids-Kranken sowie ihren Angehörigen sind durch Multimedia-Elemente und eine nicht an Texte gebundene Informationspraxis gerade auf eine junge Zielgruppe zwischen 14 und 21 Jahren zugeschnitten.
In der Weltkugel, dem Eingangsbereich, sprechen Zahlen eine klare Sprache: 2003 starben in Afrika südlich der Sahara rund 440.000 Kinder an Aids. In Westeuropa waren es im gleichen Zeitraum weniger als hundert.
Vier Lebenswege
Am Ende mussten sich die Schüler für einen von vier „Lebenswegen” entscheiden. Eine Ausgangstür stand für Treue in Beziehungen, eine andere symbolisierte den Tod. „Wie lange kann ich mit Aids überleben?”, „Welche Medikamente gibt es?”, „Kann ich erkennen, ob jemand HIV-positiv ist?” - Fragen wie diese werden Hughlene Fortune besonders häufig gestellt.
Die 27-jährige Südafrikanerin war ehrenamtlich in der Aids-Arbeit tätig und arbeitet als pädagogische Begleitung für die mobile Ausstellung. „Manchmal haben Jugendliche keine Ahnung, was HIV überhaupt ist”, berichtet sie. „Das kommt vor und ist natürlich schade.”
Die Schüler der Realschule, betont sie, seien gut vorbereitet gewesen. Wenn sich junge Leute nach dem Besuch der Ausstellung damit auseinandersetzen, wie sie sich persönlich vor einer Erkrankung schützen können, ist ein wichtiges Ziel erreicht. Durch den Biologie-Unterricht wissen die Realschüler schon so einiges über Aids.
Weniger viel allerdings über die verheerenden gesellschaftlichen Folgen auf dem afrikanischen Kontinent, so die Religions-Lehrerin Sabine Meyer zum Farwig. Das hat sich jetzt geändert. Aktion Schutzengel: Mit ihrem Handabdruck auf einem Blatt Papier konnten sie ihre Solidarität mit den durch Aids Not leidenden Kindern dieser Welt erklären.