Kreis Heinsberg: Haare schneiden bei der Tafel: Flüchtlinge helfen

Kreis Heinsberg : Haare schneiden bei der Tafel: Flüchtlinge helfen

Vorne klapperten die Scheren, weiter hinten surrte die Schneidemaschine. Ein ungewöhnliches Bild bot sich den Besuchern der Heinsberger Tafel: Sieben Friseurinnen waren mitsamt ihrer Ausrüstung angerückt, um bedürftigen Menschen, die sonst in der Tafel ihre Lebensmittel abholen, kostenfrei die Haare zu schneiden.

Mit dabei waren auch Adelaide Hülhoven, Obermeisterin der Friseur-Innung, und ihre Stellvertreterin Andrea Struck. Unterstützt wurden die beiden von ihren Kolleginnen Birgit Bohnen, Janine Drankowski, Nicole Wilms, Kirsten Day und Margot Reiners-Schaps. Sicherlich müsse man den Flüchtlingen helfen, erklärte die Obermeisterin, die nicht nur die Idee für diese kostenlose Haarschneide-Aktion hatte, sondern sich auch für die in Heinsberg ankommenden Flüchtlinge ehrenamtlich engagiert. Aber es gebe auch in Deutschland arme Menschen. „Und da müssen wir eben an allen Ecken Gutes tun, solange wir das noch können“, sagte sie. „Für uns war sofort klar, dass wir helfen würden“, ergänzte Janine Drankowski für sich und ihre Kollegin Nicole Wilms. „Gerade in der Vorweihnachtszeit ist es doch schön, anderen eine Freude machen zu können.“

„Das ist, als würden die Reifen gewechselt“, freute sich eine Tafelkundin auf den neuen Haarschnitt. Seit über vier Jahren sei sich schon nicht mehr zum Friseur gegangen, „aus finanziellen Gründen“, fügte sie hinzu. Strahlende Gesichter und immer wieder ein lautes, von Herzen gesprochenes „Danke schön!“ waren der Lohn für das Ehrenamt der Friseure, das letztlich 30 Menschen zugutekam. Darüber freuten sich vor Ort auch Dr. Michael Vondenhoff, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, und Heinsbergs Erster Beigeordneter Jakob Gerards.

Alle zusammen waren besonders beeindruckt vom Engagement zweier Flüchtlinge, von Beruf ebenfalls Friseure. Sie hatten von der Aktion gehört und waren zur Tafel gekommen, um mit anzu­packen. Ihm sei hier geholfen worden, da sei es doch schön, jetzt auch selbst helfen zu können“, erklärte Innocent Ighalo aus Nigeria, der seit zwei Monaten mit seiner Frau und seinem erst wenige Wochen alten Baby in Randerath lebt. Genauso sah es Ahmed Orhan aus Syrien, der in Oberbruch eine neue Heimat gefunden hat. Beide engagierten sich über zwei Stunden tatkräftig zusammen mit ihren sieben Kolleginnen.

(anna)