Heinsberg: Gewerbeverein gegen weitere Billig-Filialisten

Heinsberg : Gewerbeverein gegen weitere Billig-Filialisten

Der erklärte Wille ist vorhanden. Ob Verwaltung, politische Vertreter oder Handel - alle wünschen sich, dass die positive Entwicklung, die Heinsberg in den letzten Jahren genommen hat, weiter geführt werden kann.

Doch auch die Kreisstadt bleibt von gesellschaftlichen Trends oder wirtschaftlichen Einflüssen nicht unbelastet. Redakteur Rainer Herwartz sprach mit dem Vorsitzenden des Gewerbe- und Verkehrsvereins, Detlef Chudziak, und dem vom Verein mit Stadtmarketingfragen befassten Guenter Kleinen über die derzeitige Situation und Prognosen.

Die schleppende Binnennachfrage im Land hat sicher auch in Heinsberg so ihre Spuren hinterlassen. Wie würden sie die augenblickliche Stimmung beschreiben?

Chudziak: Es gibt in Heinsberg eine mehr als zufriedenstellende Entwicklung. Dass man das in den Geschäften nicht so spürt, liegt nicht an Heinsberg, sondern in der Tat an der gesamtwirtschaftlichen Situation. Wenn wir die Entwicklung mit der Innenstadtattraktivierung nicht gehabt hätten, wäre es sicherlich bergab gegangen. Heinsberg ist aber immer noch ein Magnet für die Kunden geblieben.

Dennoch gibt es Leerstände.

Chudziak: In Heinsberg gibt es im Verhältnis zu den möglichen vermietbaren Flächen nur wenig Leerstände. In großen Städten sieht das weit dramatischer aus.

Macht sich der Druck durch Billig-Anbieter stark bemerkbar?

Chudziak: Wir haben einen Stand an Billig-Filialisten erreicht, der nicht überschritten werden sollte. Hier muss man aber sicher unterscheiden zwischen Anbietern von Billig-Waren und solchen, die aufgrund besonderer Rahmenbedingungen gute Qualität günstig anbieten können. Die Billig-Filialen ziehen außerdem eine bestimmte Kundschaft an, die in den übrigen Geschäften dann nicht anzutreffen ist.

Ist es nicht in Zeiten knapper Haushaltskassen verständlich, dass viele Kunden sich in Richtung billigere Produkte orientieren?

Chudziak: Selbstverständlich. Sicherlich müssen alle Preissegmente gegeben sein. Ein gutes Beispiel dafür, wie es sein kann, ist aber die alteingesessene Unternehmensgruppe Düttmann. Der „Schuhhof” belegt das untere Segment, „Boshof” das mittlere und „Düttmann” das obere Preissegment.

Entdecken sie im Angebot des Handels noch eine Lücke, die sinnvoll geschlossen werden könnte?

Chudziak: Wir haben in Heinsberg eine sehr gute Grundversorgung, aber der ein oder andere Spezialist könnte der Stadt gut tun.

Kleinen: Mir fällt spontan ein Fischgeschäft ein. Ich habe mit mehreren Anbietern in der Vergangenheit bereits viel versprechende Kontakte knüpfen können.

Chudziak: Ein Wein- und Likörladen würde sich auch gut machen.

Kleinen: Wir sind froh, dass sich jetzt auch Aldi hier ansiedelt, denn Lebensmittel sind in der Stadt zu schwach repräsentiert.

Reicht das City-Center hier zur Bedarfsdeckung nicht aus?

Chudziak: Das City-Center wirkt durch die Verkehrsführung ein wenig wie abgeschnitten vom übrigen Stadtkern.

Wenn Sie einmal fünf Jahre in die Zukunft schauen. Was wünschen Sie sich für die weitere Entwicklung?

Chudziak: Hilfreich sein könnte die Wiederanbindung an das Schienennetz. Dann ist ein uraltes, schwieriges Thema die Realisierung eines Parksystems, bei dem der Parkende nicht schon vorher seine Parkzeit festlegen muss. Wir sind sicher, dass sich die Einnahmen auch auf dem Parkplatz steigern würden.

Welchen Beitrag könnte denn die Geschäftswelt leisten, um den Einkaufsreiz in der Stadt zu erhöhen?

Kleinen: Ich appelliere da zunächst an die Bereitschaft, über die Mittagszeit zu öffnen. Allein in den Leuten, die Mittagspause machen, steckt ein immenses Kundenpotenzial. Wenn man sich nur einmal anschaut, was sich mittags durch die Straßen bewegt...Das Gleiche gilt übrigens auch für die Zeit von 18 bis 20 Uhr.

Chudziak: Samstags machen auch zu viele schon um 13 Uhr zu.

Und was schwebt dem Gewerbe- und Verkehrsverein als persönliches Handlungsziel für die nahe Zukunft vor?

Kleinen: Die Vorleistungen, die die Stadt durch ein neues Straßenbild erbracht hat und die in der Erneuerung des Burgberges ihren Höhepunkt erleben werden, will der G&V durch einen Brückenschlag des Erlebnisgedankens bis zum Marktplatz fördern. Ich glaube, Heinsberg ist im Aufwind.