Kreis Heinsberg : Genetiker fasziniert mit Vortrag: Es geht um Förderung individueller Talente
Kreis Heinsberg Elite ist jeder. Denn: Jeder Mensch hat besondere individuelle Begabungen. Und die gilt es zu fördern. So lautete die Quintessenz eines informativen und unterhaltsamen Vortrags, den der Wiener Genetiker und Universitätsprofessor Dr. Markus Hengstschläger jetzt vor Bürgermeistern, Kommunalpolitiker und Verwaltungsmitarbeitern aus dem Kreis Heinsberg hielt.
Hengstschläger, der auch Autor mehrerer Fach- und Sachbücher zum Thema Talentförderung ist, sprach auf Einladung der Volksbanken und Raiffeisenbanken des Kreises Heinsberg im Rahmen der Fachtagung Kommune im Haus der Volksbank in Erkelenz.
Entscheidungsträgern und leitenden Verwaltungsfachkräften aus den Kommunen Denkanstöße und Anregungen für ihre tägliche Arbeit zu liefern, nannte Bankensprecher Dr. Veit Luxem in seiner Begrüßungsansprache als Ziel dieser Fachtagung. Auch die heimischen Genossenschaftsbanken, verriet Luxem, holten sich von Zeit zu Zeit für ihre Vorstände, leitende Mitarbeiter und nicht selten auch für alle Beschäftigten externes Expertenwissen ins Haus. Luxem: „Es ist wichtig für uns Banker, dass wir uns nicht nur mit eigenen Themen wie der anhaltenden Niedrigzinsphase oder der überbordenden Regulatorik beschäftigen. Wir müssen schließlich auch wissen, was um uns herum in der Welt passiert.“
Vor dem Hintergrund der jüngsten Pisa-Studie erhielt der Vortrag von Hengstschläger eine besondere Aktualität. In seinem Buch „Die Durchschnittsfalle“ geht der Genetiker mit dem bestehenden Schulsystem hart ins Gericht. Schuld an der Misere seien nicht die Gene, sondern das Bildungssystem. Dies orientiere sich nur am Durchschnitt. Außergewöhnliche Stärken würden nicht ausreichend gefördert und häufig sogar als störend empfunden.
Hengstschläger: „Der durchschnittliche Alleskönner ist oberste Maxime unserer vielbeschworenen Leistungsgesellschaft.“ Ein System, in dem alle Teile möglichst nahe an einem gemeinsamen Durchschnitt seien, sei für die Zukunft in keinerlei Weise gerüstet, so der Professor. Vor den kommunalen Vertretern aus dem Kreis Heinsberg forderte Hengstschläger stattdessen Varianz. Möglichst viele möglichst verschiedene Individuen im System zu haben, sei die mächtigste Waffe auf dem Weg in die Zukunft.
Besonders in der Schule werden Talente nach Ansicht von Hengstschläger verschleudert. Der Bildungsexperte: „Von allen Seiten werden die Schüler dazu angehalten, gerade dort am meisten zu lernen, wo sie die schlechtesten Noten haben — nur um sich wieder in den Durchschnitt einzureihen, und zwar auf Kosten jener Zeit, die sich mit ihren Stärken verbringen könnten.“
„Wir haben heute einen Vortrag gehört, der uns zutiefst nachdenklich gestimmt hat“, fasste Veit Luxem in seinem Schlusswort das Gehörte zusammen. Die für den Bankleiter vielleicht wichtigste Erkenntnis aus den Ausführungen von Professor Hengstschläger: „Wir müssen der Förderung individueller Talente viel mehr Beachtung schenken.“