Geld stiftet Gemeinschaft. Wie die Aussicht auf einen Preis unsere Stufe vereint.
Nicht erst für Abiturienten stellt sich die Frage: Was braucht man für eine gelungene Abiturfeier? Da fallen mir spontan wichtige Dinge ein, wie ein zufriedenstellendes Zeugnis, gute Musik und das passende Kleid. Was jedoch am wichtigsten ist, das ist das Geld.
Das mag oberflächlich klingen, aber betrachtet man nüchtern die Fakten, dann stellt sich heraus: Eine Abiturfeier ist nicht billig. Neben den Kosten für den Druck von Abiturzeitung, T-Shirts und Eintrittskarten für den Ball kommt noch einiges für den Veranstaltungsraum und das Catering zusammen.
Damit nicht, wie so oft, am Ende die Eltern am tiefsten in die Tasche greifen müssen, meldete sich unsere Stufe zur ,,Abi Challenge“ der Sparkasse Aachen an. Die Aufgabe: unter dem Motto ,,Nach dem Abschluss ist vor dem Leben“ sieben Fotos einzusenden. Diese sollten uns Schüler darstellen, wie wir unsere Zukunft sehen — mehr Vorgaben gab es nicht. Da wir in Kunst das Thema Zukunft schon in Form von Fotografien behandelt hatten, wählten wir Bilder von uns bei der Ausführung unserer Wunschberufe aus.
Die Bilder wurden dann auf der Facebook-Seite der Sparkasse veröffentlicht, und das Rennen um die meisten Stimmen zwischen uns und anderen Schulen ging los. Jeder konnte ein Mal abstimmen. Das hieß also: Jeden, den man kennt, zum Voten für unsere Bilder auffordern.
Der besondere Ansporn war dabei der Preis: Den ersten fünf Plätzen winkten 1000 Euro, dem ersten Platz sogar ein DJ für die Abiturfeier als besonderer Zusatz. Mächtig davon motiviert, machten wir für unsere Bilder Werbung. Dabei brummte unsere sonst eher stille und nur für Hausaufgaben gedachte WhatsApp-Gruppe der Stufe am laufenden Band. Die virtuelle Gruppe war bis dahin das einzige, was uns alle miteinander verband. Wie das so ist in einer Gemeinschaft von knapp 90 Leuten, hat nicht jeder jeden lieb, und so trennte sich auch unsere Stufe in verschiedene Kreise. Doch das änderte sich.
In der Schule war der Wettbewerb das Thema Nummer eins. Und jeder redete mit! Der Wettbewerb überbrückte alle Grenzen zwischen den Freundeskreisen und ließ sogar Schüler miteinander in Verbindung treten, die zuvor kein Wort mit dem anderen gewechselt hatten. Vor allem zum Schluss, in der heißen Phase des Wettbewerbs, versammelte sich die ganze Stufe und fieberte mit. Klar, es ging immer noch um das Geld, aber in diesem Moment war das vergessen. Alle waren begeistert dabei und entschlossen, die anderen Schulen zu überholen. Sogar die Lehrer ließen sich anstecken und machten in den jüngeren Klassen Werbung für uns.
Am Ende waren wir leider nicht unter den fünf glücklichen Gewinnern und in manchen Gesichtern zeichnete sich auch Enttäuschung ab. Aber der Wettbewerb hat etwas hinterlassen: Er hat unserer Stufe gut getan. In der Sache verbunden sind wir alle ein Stückchen näher aneinander gerückt.