Aachen : Gefährliche Giftpflanze: Attacke auf den Riesenbärenklau
Aachen Seit sieben Jahren wird der Riesenbärenklau in der Städteregion Aachen intensiv bekämpft. Die Maßnahmen, die seit 2008 in Angriff genommen wurden, haben nach Angaben der Städteregion mittlerweile eine rapide Dezimierung der Bestände dieser gefährlichen Pflanzen bewirkt.
So habe sich beispielsweise in den Naturschutzgebieten im Wurmtal und bei Simmerath-Kesternich in der Nordeifel der Einsatz gelohnt, und die Bestände seien massiv zurückgegangen, heißt es. Aber auch 2015 müssen die Aktionen weiter fortgesetzt werden.
Ins Visier genommen wird der Riesenbärenklau diesmal schwerpunktmäßig in Stolberg-Büsbach, auf einer Fläche zwischen Herzogenrath-Merkstein und Worm sowie an den Flussläufe von Rur und Vicht. Der Riesenbärenklau kann bei Hautkontakt für den Menschen zu großflächigen Verbrennungen dritten Grades führen.
Im Gegensatz zum heimischen Bärenklau verdrängt der Riesenbärenklau, auch Herkulesstaude genannt, die heimische Pflanzenwelt. Man nennt diese eingewanderten Pflanzen „Neophyten“. Zu ihnen gehören auch die Goldrute, das drüsige Springkraut und der japanische Knöterich.
Der Riesenbärenklau ist eigentlich im Großen Kaukasus zu Hause. Im ausgewachsenen Zustand fallen die großen Blätter mit einem Durchmesser bis zu einem Meter, die riesigen weißen Blütendolden und seine Gesamthöhe von mehr als drei Metern auf.
Für Menschen sind die Pflanzenteile giftig. Ähnlich wie bei der Brennnessel reagiert die Pflanze nach Angaben der Städteregion bei Berührung fototoxisch, also besonders schlimm bei sonnigem, trockenem Wetter. Der Hautkontakt kann schnell zu großflächigen Verbrennungen dritten Grades führen. Lang anhaltende offene Wunden und Narben bleiben nach der Berührung der Pflanzen übrig. Die Pflanzenchemie soll zudem auch erbgutschädigend wirken. So gehört die ehemals viel verkaufte prächtige Staude inzwischen zu den besonders intensiv bekämpften Pflanzen in Deutschland.
Ihr Lebenszyklus dauert etwa drei bis fünf Jahre. Nachdem sie rund 20.000 Samen produziert hat, stirbt sie ab. Diese Samen bleiben zwei bis drei Jahre keimfähig. Der Riesenbärenklau breitet sich dort besonders gut aus, wo er ungestört wachsen kann. Weidebrachen, Feldraine, Bahnlinien, Autobahnrandstreifen sowie Gräben und Flussrufer sind Verbreitungsgebiete. So hat der Riesenbärenklau sich etwa auf dem Mittelstreifen der A 44 aus Richtung Düsseldorf kurz vor dem Aachener Kreuz breit gemacht.
Im und am Gewässer findet der Riesenbärenklau gute Wachstumsbedingungen. Er gedeiht sogar mitten im Bachbett und richtet sich nach einer Regenflut schnell wieder auf. „Besonders im Verlauf der Gewässer wird der Riesenbärenklau rasant verteilt, weshalb die aufwändige Bekämpfung der Pflanzen von großer Bedeutung ist“, so die Fachleute bei der Städteregion.
Abmähen reicht nicht: Die bloße Beseitigung der ausgetriebenen Pflanzenteile ist das falsche Mittel und begünstigt sogar noch die Ausbreitung. Da der Einsatz von Pestiziden in wertvollen Naturschutzgebieten und in der Nähe von Fließgewässern nicht in Frage kommt, kann man den Riesenbärenklau nur ausgraben oder mit heißem Wasser übergießen.
Die für die untere Landschaftsbehörde tätigen Mitarbeiter der Wabe e.V. graben die Wurzeln und Knollen der Pflanzen aus, schneiden die Blüten im grünen Zustand ab, packen beides in Plastiksäcke und geben dies dann in die Verbrennung. Stängel und Blätter bleiben an Ort und Stelle. Größere, flächendeckende Bestände werden mit einem Heißschaumsystem der Fachfirma Thoma aus Monschau-Konzen bearbeitet. Das auf einem Pkw-Anhänger montierte Gerät ist mit einem Hochdruckreiniger vergleichbar, der mit fast kochendem Wasser betrieben wird. Die Lanze mit mehreren Öffnungen in der Spitze wird in die Wurzelknolle gerammt und kocht diese mit dem schäumenden, 95 Grad heißen Wasser vollständig durch.
Seit Ende Mai werden bereits die in den Vorjahren bearbeitete Riesenbärenklau-Vorkommen von Baesweiler über Herzogenrath bis Monschau wieder kontrolliert und Restbestände behandelt. Auch neue Standorte wurden unter anderem von Bürgern, der Landschaftswacht und der Biostation gemeldet. Sie wurden kartiert und individuell bekämpft. So kamen beispielsweise neue Vorkommen in Herzogenrath-Worm, am Laufenbach in Monschau und am Fischbach in Stolberg-Vicht hinzu.
Wegen der hohen Kosten und der Giftigkeit der Pflanzen bittet die untere Landschaftsbehörde alle Bürgerinnen und Bürger, keine Grünabfälle in der Landschaft zu entsorgen, da auf diese Weise häufig auch die Neophyten in wertvolle Naturgebiete eingebracht werden. Zudem soll jeder, der diese Pflanzen mit entsprechendem Schutz der Haut aus seinem Garten entfernt, die Pflanzenteile immer in den Restmüll geben, damit nicht der Kompostkreislauf die Ausbreitung fördert.