Aachen : Fast jeden Tag eine Tat: 19-Jähriger nun in Haft
Aachen Als 18-jähriger Algerier schrieb der Mann Schlagzeilen, weil er Anfang Januar wegen diverser Straftaten — darunter auch die immer stärker verbreitete Trickdiebstahlsmasche „Antanzen“ — an einem Wochenende drei Mal festgenommen, von der Staatsanwaltschaft jedoch immer wieder auf freien Fuß gesetzt worden war.
Als 19-Jähriger sitzt er nun in U-Haft — weil er völlig unbeeindruckt weiter Straftaten verübt hat. Am Donnerstag, just an seinem Geburtstag, führte ihn die Staatsanwaltschaft nun doch einem Haftrichter vor, und dieser schickte den jungen Mann in die JVA Heinsberg.
Voll war das Maß für ihn am Mittwochnachmittag, als er abermals zwei Mal von der Polizei aufgegriffen wurde. Handelte es sich beim ersten Delikt noch um eine kleine Unterschlagung, für die er nicht festgenommen wurde, war der zweite Fall dreister.
Laut Polizei fiel er gegen 16 Uhr in einem Geschäft an der Peterstraße auf, weil er mit einer gestohlenen Getränkedose an dem Kassierer vorbeiging. Als dieser ihn ansprach, leerte er die Dose, spuckte dem Kassierer die Flüssigkeit ins Gesicht und versuchte vergeblich, ihn zu treten. Daraufhin begab er sich in eine nahe gelegene Spielhalle, wo er einen Bekannten traf.
Ein Zeuge folgte ihm dorthin, trat aber schnell wieder den Rückzug an, als der Bekannte des Algeriers ihm ein Messer zeigte. Die Polizei nahm den 19-Jährigen kurz darauf fest, sein Begleiter mit dem Messer war da schon verschwunden.
Der Fall des jungen Algeriers hatte von knapp zwei Wochen in Aachen für großes Aufsehen gesorgt, weil dieser an besagtem Wochenende nach jeder Festnahme immer wieder mit triumphierenden Gesten in die Freiheit spazieren konnte, da er noch nicht einmal einem Haftrichter vorgeführt worden war. Die Staatsanwaltschaft begründete dies damit, dass nicht genügend Haftgründe, insbesondere kein „hinreichender Tatverdacht“ vorlägen.
AZ-Recherchen brachten danach ans Licht, dass der Mann in den ersten zwölf Tagen des Jahres sechs Mal festgenommen wurde und seit 2014 rund 40 Mal bei der Polizei aktenkundig geworden ist — aber nicht auf der Intensivtäterliste steht, weil seine Taten nicht schwer genug waren.
Wie die Polizei jetzt bestätigte, erhöhte der Mann nun noch einmal seine Schlagzahl. Fast jeden Tag fiel er als Tatverdächtiger auf, wenn auch weiter im Bereich der Kleinkriminalität. „Das sind alles keine sehr schweren Straftaten, aber die Masse macht es nun“, erklärte Polizeisprecherin Sandra Schmitz am Freitag auf AZ-Anfrage.
Später teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit, dass es nun einen „dringenden Tatverdacht“ gegen den Mann in elf Fällen gebe: wegen Widerstands und Beleidigung am 9. Januar, wegen Diebstahls und Körperverletzung am 30. Dezember, wegen Drogendelikten am 11., 13 und 20. Januar, wegen Beleidigungen am 10. und 19. Januar und wegen der Unterschlagung und des besonders schweren räuberischen Diebstahls am Mittwoch.
Zwar seien die einzelnen Taten jede für sich nicht ausreichend, jemanden in Haft zu nehmen, so die Behörden. Doch sei die Summe der Delikte und das Auftreten des Mannes — der der AZ von Polizeibeamten als äußerst aggressiv beschrieben wurde — „geeignet, die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger zu gefährden“.