Kreis Heinsberg: Euregionaler Präventionstag in Heinsberg: „Sucht kennt keine Grenzen”

Kreis Heinsberg : Euregionaler Präventionstag in Heinsberg: „Sucht kennt keine Grenzen”

Die Motive, Suchtmittel zu konsumieren, sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Es gibt nicht die „eine” typische Suchtursache, nicht den „einen” typischen Verlauf. Sucht ist in ihrer Entwicklung individuell, unvorhersehbar und grenzenlos.

Um das Thema Sucht aus der Tabuzone herauszulösen und in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken, findet am Dienstag, 30.November, unter der Schirmherrschaft der Landesgesundheitsministerin Barbara Steffens der Euregionale Präventionstag unter dem Motto „Sucht kennt keine Grenzen” in der Begegnungsstätte (Stadthalle) in Heinsberg an der Apfelstraße statt.

Die Veranstaltung des Arbeitskreises Suchtprophylaxe - als Medienpartner begleitet vom Zeitungsverlag Aachen - beginnt um 19 Uhr mit einer offenen Präsentation und Informationsbörse aller im Kreis Heinsberg tätigen Institutionen und Selbsthilfegruppen, die Hilfestellung für Betroffene und Angehörige zum Thema Sucht anbieten.

„Die Menschen im Kreis Heinsberg sollen an diesem Abend die Möglichkeit erhalten, sich offen und zwanglos über bestehende Hilfsangebote im Kreis Heinsberg zu informieren”, sagte Ilona van Halbeek, Suchtprophylaxefachkraft des Kreisgesundheitsamtes. Nach der Ausstellung stehen ab 19.30 Uhr die Lesung des Autors Jörg Böckem und die sich daran anschließende Podiumsdiskussion im Mittelpunkt. „Sie soll Anreiz zu einer vielschichtigen Auseinandersetzung mit dem Thema Sucht bieten”, so Ilona van Halbeek weiter.

Jörg Böckem ist Journalist und Autor. Er schreibt seit den 90er- Jahren für renommierte deutsche Zeitungen - und er ist ein Ex-Junkie. Im Alter von 14 Jahren flüchtete er sich in den Drogenrausch, damals in seiner Heimatstadt Erkelenz: mit Haschisch, LSD, Kokain und Heroin. Mit 19 Jahren brachte ihn seine Heroinsucht zum ersten Mal ins Gefängnis, mit 33 versuchte der Journalist im Drogenrausch, seine Freundin zu erwürgen.

Der Autor erzählt in seinem Buch „Lass mich die Nacht überleben” von seinem Doppelleben als Journalist und Junkie: von Verzückung und Verzweiflung, Haft und Hepatitis, Partys und Porno-Dreh, Karriere und Koma, Abstinenz und Absturz. Wie viele andere Drogensüchtige, die im Beruf Erfolg haben und weiter funktionieren, hat er ein Doppelleben geführt. Ein Leben mit der Sucht - zerfressen von Versagensangst, Scham, Selbsthass und der ständigen Gier nach Drogen. Es ist die aufrüttelnde Geschichte einer doppelten Karriere.

„Ich sah fast alle 90 Sekunden auf die Uhr. Die Rückreise nach dem Interview war eine Tortur. Eineinhalb Stunden bis zum nächsten Schuss. Drogensucht macht die Zeit zum Feind. Doch wenn es etwas gab, das ich noch mehr fürchtete als die Entzugsqualen, dann war es, meinen Job zu verlieren. Mein bürgerliches Leben als erfolgreicher und angesehener Journalist”, schreibt Jörg Böckem in seinem Buch.

Im Rahmen der Podiumsdiskussion - moderiert von Regionalredakteur Dieter Schuhmachers - sollen nicht nur die vielfältigen Facetten rund um das Thema „Sucht kennt keine Grenzen” aufgegriffen werden, sondern auch der euregionale Gedanke der Veranstaltung in den Blickpunkt gerückt werden.

Auf dem Podium sitzen - neben dem Autor Jörg Böckem - Marion Wissing, als Mutter mit der Problematik konfrontiert, Wolfgang Sommer, der Leiter der Suchtberatung des Kreisgesundheitsamtes, Hans Dupont als Vertreter der Suchtprävention aus den benachbarten Niederlanden sowie - in Vertretung der Gesundheitsministerin - die Staatssekretärin Marlis Bredehorst.

„Der euregionale Präventionstag Sucht kennt keine Grenzen bietet nicht nur für die Erwachsenen im Rahmen der offenen Abendveranstaltung einen besonderen Anreiz zur Auseinandersetzung mit dem Thema, sondern auch zahlreiche Schüler und Schülerinnen der weiterführenden Schulen im Kreis Heinsberg werden an diesem Tag bereits im Vormittagsbereich die Möglichkeit zum Besuch einer Lesung sowie einem persönlichen Austausch mit dem Autor erhalten”, erklärte Ilona van Halbeek, die Suchtprophylaxefachkraft beim Gesundheitsamtes des Kreises in Heinsberg.

Interessierte Lehrer und Lehrerinnen können ihre Schulklassen der Jahrgangsstufe 9 und 10 sowie der Oberstufe noch zum Besuch der Lesung am Dienstag, 30. November, um 10 Uhr in der Begegnungsstätte in Heinsberg anmelden bei Ilona van Halbeek unter Telefon 02452/13 53 17 oder per E-Mail an Ilona.vanHalbeek@kreis-heinsberg.de.