Kreis Düren : Es fehlen 408 Ausbildungsplätze im Kreis Düren
Kreis Düren Der Bedarf an Fachkräften steigt Jahr für Jahr. Gleichzeitig gab es im Kreis Düren im Zeitraum vom 1. Oktober 2016 bis zum 31. August dieses Jahres 408 Menschen, die keine Stelle für eine Berufsausbildung gefunden haben, sogenannte unversorgte Bewerber, wie die Agentur für Arbeit Aachen-Düren bekanntgab.
Ende September hatten zudem 57,3 Prozent der Arbeitslosen im Kreis Düren, das sind 5622 Männer und Frauen, keine abgeschlossene Ausbildung.
Die Ausbildungsbetriebe suchen händeringend, finden jedoch keine passenden Bewerber. Wie kommt das? „Es gibt drei Arten von Problemen“, erklärt Klaus Jeske, Sprecher der Agentur. Zum einen das Besetzungsproblem von Lehrstellen. Das bedeutet, es gibt bei manchen Berufsgruppen nicht genügend Bewerber. Vor allem in den Bereichen Metallbearbeitung, Bauelektrik, Sanitär, Heizung und Klimatechnik sowie in der Altenpflege dauert es besonders lange, bis eine Stelle besetzt werden kann.
Hier seien auch die Betriebe gefragt, den Bewerbern den Beruf schmackhaft zu machen, so Jeske. Auch im Lebensmittelhandwerk und dem Verkauf von Lebensmitteln gibt es zu wenig Bewerber. Bei Letzterem kommt ein Bewerber auf 3,3 offene Stellen. Dina Schmitz-Berger, Inhaberin der Bäckerei Berger in Derichsweiler, kennt das Problem. „Wir suchen einen Azubi für den Verkauf und einen für die Produktion, also als Bäcker“, sagt sie. Selten würde sich jemand auf ihre Stellenausschreibungen bewerben. Und bei denjenigen, die es getan haben, habe man keine ernsten Absichten erkennen können. „Es fehlt den Bewerbern an Willen“, klagt Schmitz-Berger.
Viele würden nach dem Probearbeiten einfach nicht mehr erscheinen. Andere hätten ein Problem damit, acht Stunden am Tag zu arbeiten. Seit fünf Jahren habe man deswegen keinen Auszubildenden mehr einstellen können. Die Anforderungen an potenzielle Bewerber hat Schmitz-Berger gravierend heruntergeschraubt. Doch auch das hilft nicht. „Was für einen Schulabschluss sie haben, ist mir gar nicht mehr wichtig. Die Einstellung zählt“, sagt sie.
Versorgungsproblem
Eine weitere Schwierigkeit beim Besetzen von Ausbildungsstellen ist das Versorgungsproblem. Das liegt vor, wenn es mehr Bewerber für die Ausbildung in einer Branche gibt als Stellen. „Bei uns muss deshalb jeder einen Erst-, Zweit- und Drittwunsch abgeben“, sagt Jeske. Um eine Stelle zu finden, sei es nämlich einfacher, sich nicht auf einen Beruf festzulegen.
Der dritte Faktor sind sogenannte „Passungsprobleme“, also wenn der Betrieb und der Bewerber nicht zueinanderpassen. „Ein Bewerber pro Stelle reicht nur im Idealfall aus“, sagt Jeske. Manche seien zum Beispiel bei den Arbeitszeiten eingeschränkt, weil sie sich um Kinder kümmern müssten. Andere würden die Anforderungen nicht erfüllen. Auch in diesem Bereich seien die Betriebe gefragt. „Es kann nicht nur olympiareife Bewerber geben“, sagt Jeske. Es lohne sich jedoch auch, weniger starke Leute einzusetzen. Denn häufig würden gerade diese sich prächtig entwickeln.
Zudem gibt es in einem solchen Fall Unterstützung von der Agentur für Arbeit: Nachhilfeunterricht parallel zur Ausbildung oder sozial-pädagogische Betreuung. „Viele Fachkräfte werden in den nächsten Jahren in Ruhestand gehen“, so Jeske. „Aufgrund des demografischen Wandels wird es für Betriebe nicht leichter, Nachfolger zu finden.“ Der Auftrag zur Ausbildung sei deshalb umso wichtiger. Im Kreis Düren ist die Zahl der Ausbildungsbetriebe jedoch von 2012 bis 2016 um 28 auf 1390 gesunken.
Diese Betriebe beschäftigten 2016 zwar 5830 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mehr, jedoch habe sich an der Anzahl der Auszubildenden fast nichts geändert. Im Jahr 2012 waren es 4916, Ende vergangenen Jahres 5001. Doch trotz der alarmierenden Zahlen gibt es eine positive Nachricht: Die Anzahl der unversorgten Bewerber ist im Vergleich zum Vorjahr nicht gestiegen ist, auch damals waren es 408. „Wie die Zahlen sich entwickeln werden, müssen wir abwarten“, sagt der Agentursprecher. Eins ist jedoch sicher: Um den Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen, muss die Ausbildungsquote steigen.