Heinsberg/Aachen: Erzkonservative Kritik an Karnevalsmesse: „Blasphemische Geschmacklosigkeit“

Heinsberg/Aachen : Erzkonservative Kritik an Karnevalsmesse: „Blasphemische Geschmacklosigkeit“

Mehrere konservative katholische Nachrichtenportale haben harsche Kritik an der Karnevalsmesse in der Heinsberger Propsteikirche St. Gangolf geübt. Auf der Internetseite „kathnews“ war von „blasphemischer Geschmacklosigkeit“ die Rede.

Demnach habe die Karnevalsmesse beziehungsweise ein Fernsehbeitrag darüber bei vielen Katholiken „großes Entsetzen“ und „Abscheu“ hervorgerufen. Ein völlig anderes Bild bot sich während und nach der „Messe der Freude“ in Heinsberg: Hunderte Gottesdienstbesucher in der übervollen, Selfkantdom genannten Kirche waren offensichtlich begeistert von der Messe und den Geistlichen, die sie zelebrierten.

Anstoß nahm das konservativ-katholische Nachrichtenportal „kath.net“ an „hochfliegenden kurzen Röckchen und akrobatischen Einlagen im Altarraum“, an der Predigt des Büttenredners und Diakons Willibert Pauels, der den Zölibat infrage stellte, und daran, dass ein evangelischer Pfarrer die Heilige Kommunion empfing.

Ein hohes Maß an öffentlicher Aufmerksamkeit bekam die in Heinsberg jährlich stattfindende Karnevalsmesse in diesem Jahr, weil mit Propst Markus Bruns, Pfarrvikar René Mertens und dem evangelischen Pfarrer Martin Jordan ein geistliches Dreigestirn an der Spitze der Heinsberger Narren steht. Und eben dieser Martin Jordan empfing in der Messe die Kommunion. Und das erzürnt erzkonservative Kreise offenbar.

Die sogenannte Interkommunion ist zwar ein umstrittenes Thema in der katholischen Kirche, sie sei aber nach wie vor nicht erlaubt, sagte Bistumssprecher Stefan Wieland. Bruns wertete es eher als Zeichen der „ökumenischen Gastfreundlichkeit“, dass Diakon Pauels die geheiligte Hostie auch an den evangelischen Pfarrer Jordan austeilte. Schließlich hätten Vertreter der ökumenischen Taizé-Bewegung auch schon einmal die Heilige Kommunion von Papst Benedikt empfangen.

„Liturgische Missbräuche“, die auf einer der konservativen Internetseiten in Zusammenhang mit der Heinsberger Karnevalsmesse gebracht werden, sieht Bruns nicht. Die karnevalistischen Tänze seien vor der Messe über die Bühne — oder besser durch den Altarraum — gegangen. Und der Ausmarsch der Prinzengarde habe erst nach dem offiziellen Ende des Gottesdienstes begonnen.

Die Kritik aus den katholischen Internetforen nehme Bruns erst einmal zur Kenntnis. Er weiß eben, mit wem er es da zu tun hat: „Diese Leute sind schon sehr rückwärtsgewandt“, sagte er. Für die Gläubigen in Heinsberg sei die Messe hingegen ein tolles Erlebnis gewesen. „Wir haben nur positive Rückmeldungen bekommen“, sagte Bruns.

Beschwerden von Gläubigen über die Heinsberger Karnevalsmesse seien beim Bistum Aachen nicht eingegangen, sagte Wieland. Und angesichts der Tatsache, dass man nach den kritischen Tönen aus dem Netz erst einmal die Version des Heinsberger Propstes hören wolle, fiel die Stellungnahme des Bistums knapp und vage aus: „Karneval und Kirche gehören mit Blick auf die am Aschermittwoch beginnende Fastenzeit eng zusammen. Insbesondere im Rheinland beeinflusst der Karneval das gesamte Leben, gleichwohl wird das Bistum Aachen Gespräche mit dem Geistlichen führen.“