Erkelenz : Eine Königin im besten Alter
Erkelenz Den Kinderschuhen ist sie längst entwachsen, doch bis zur Midlife-Crisis bleiben ihr noch ein paar Jahre.
Vor 30 Jahren, genau am 10. Februar 1979, ist die große Oberlinger Orgel in der Katholischen Pfarrkirche St. Lambertus geweiht worden und hat in den dazwischenliegenden Jahren bis heute dort einiges an sich vorbeiziehen sehen - und vor allem mitgestaltet.
Grund genug für ein Jubiläumskonzert, bei dem sie - ganz im Mittelpunkt - die Hauptrolle spielte. Den „Tempel, von Gottes Haus beseelt”, durch den laut Gottfried Herder der „Nachklang der Schöpfungslieder” zu hören sei, wie Pastor Werner Rombach zur Einstimmung zitierte, spielte der Kantor Stefan Emanuel Knauer, dem das Instrument gute vertraut ist.
Ein tiefer brummiger Bordton der „Königin der Instrumente” eröffnete das Konzert. Das Bläserquintett „International Brass” stieg auf den durchdringenden Ton ein, der Klang schwoll an, wurde immer gewaltiger und brach sich schließlich in Melodien. Der „feierliche Einzug der Ritter des Johanniterordens” von Richard Strauss klang durch die Kirche.
Feierlich, klassisch, elegant und bisweilen heroisch setzte sich das Programm fort. Gekonnt war die Interpretation von Liszts chromatischem Motiv von „Präludium und Fuge über den Namen B-A-C-H”, das auf eben diesen Tönen basiert.
In sauberer Intonation erklang das Motiv, das in vielfältigen Figurationen und Harmonisierungen eingebettet ist. Das „grand finale” bildete die „Suite gothique” von Léon Boellmann, bei dem die Musiker eine imposante Klangkraft entfachten.
Die Kirchenakustik betonte dabei nicht nur ihre langjährige Bewohnerin, sondern verlieh auch dem Sound der Bläsern Willy Huppertz und Waldemar Jankus an der Trompete, Wilhelm Junker am Horn, Matthew Pavlos Hall an der Tuba und der Posaunist Raimund Glasmachers eine durchdringende Klarheit. Eine mit solchen Klang ausgefüllte Kirche wird wohl noch lange und oft zu hören sein. Denn eines zeigte die Königin: Sie ist im allerbesten Alter.