Waldfeucht/Heinsberg/Gangelt/Wegberg: Einblicke in technische Entwicklung und Sozialgeschichte am Mühlentag

Waldfeucht/Heinsberg/Gangelt/Wegberg : Einblicke in technische Entwicklung und Sozialgeschichte am Mühlentag

Sie prägen das Bild unserer Region: Die Mühlen im Kreis Heinsberg hatten lange eine wirtschaftliche Bedeutung. Heute sind sie Landmarken, die oft von Ehrenamtlern gepflegt werden. Für Pfingstmontag, 21. Mai, den Deutschen Mühlentag, laden vier Windmühlen aus dem Raum Selfkant zum Tag der offenen Tür ein.

Und auch die historische Schrofmühle in Wegberg-Rickelrath und die Tüschenbroicher Kornmühle stehen an diesem Tag für Besucher offen. Die Mühlen ermöglichen vielen Menschen Einblicke in das Müllerleben. Für viele ältere Leute sei der Mühlentag eine Reise in die Vergangenheit, weil manche Erinnerung zum Leben erweckt werde, teilen die Veranstalter mit. Kinder und Jugendliche, die die heutige technologisierte Welt gewohnt seien, hätten die Gelegenheit, die einfachen aber wirkungsvollen Mühlentechniken kennenzulernen.

Wenn am Pfingstmontag von der Nord- und Ostsee bis hin zu den Alpen die Wind- und Wassermühlen ihre Tore öffnen, dann ist damit eine Spurensuche in einer mehr als 1000-jährigen Technik- und Kulturgeschichte verbunden. „Wasser- und Windmühlen stellen ein unablässiges Spiegelbild menschlichen Erfindungsgeistes von der Antike bis in die Neuzeit dar“, teilen die Veranstalter mit.

Kaum eine andere Technologie habe über einen so langen Zeitraum in so vielfältiger Ausprägung die Geschichte der Menschheit beeinflusst. „Gelang es doch dem Menschen, die Naturkräfte des Wassers und später des Windes für sich nutzbar zu machen und dadurch menschliche und tierische Arbeitskraft zu ersetzen. Es waren die ersten von Menschen erdachten Energiemaschinen, die das Gesellschaftsleben weiter Teile Europas veränderten. Weit mehr noch als die spätere Erfindung der Dampfmaschine“, heißt es.

Und jede Mühle hat ihre besondere Geschichte. Nie geht es dabei allein um Technik, sondern stets auch um Kultur- und Sozialgeschichte. Die Erhaltung von Wind- und Wassermühlen als historische Bauzeugen dieser technischen und wirtschaftlichen Entwicklung stößt auf immer größeres Interesse. Die seit Jahren steigende Zahl der am Deutschen Mühlentag teilnehmenden Mühlen ist dafür ein Beleg. Innerhalb von rund zehn Jahren hat sich die Zahl von 400 teilnehmenden Mühlen auf nunmehr etwa 1200 verdreifacht.

Der Mühlenexpress rollt

Unter der Federführung des Vereins Historische Mühlen im Selfkant beteiligen sich alle vier Windmühlen in der Selfkantregion. Die Windmühlen in Breberen, Waldfeucht, Haaren und Kirchhoven-Lümbach sind von 10 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet.

In der Schrofmühle in Rickelrath wird von 10.30 und 17 Uhr mit Wasserkraft das hölzerne Räderwerk aus dem Jahr 1771 in Betrieb gesetzt und unter fachkundiger Leitung Korn gemahlen und Leinöl ausgepresst. Die Tüschenbroicher Kornmühle öffnet von 12 bis 18 Uhr.

Und im Raum Selfkant sind nicht nur die Mühlen historisch: Der Mühlenexpress, ein Oldtimerbus des WestVerkehr aus dem Jahr 1953, fährt vom Bahnhof der Historischen Selfkantbahn in Schierwaldenrath die Windmühlen in Waldfeucht und Breberen an. Die Fahrzeit beträgt rund eine Stunde. Die Fahrt im Bus kostet sechs Euro für Erwachsene und 4,50 Euro für Kinder. In beiden Mühlen besteht für die Fahrgäste die Gelegenheit zur Besichtigung.

Wer alle vier Mühlen im Raum Selfkant mit dem Fahrrad erkunden will, sollte auf der Selfkant-Mühlenstraße der Beschilderung mit dem Logo des Vereins Historische Mühlen im Selfkant folgen. Ein Flyer, der an allen Mühlen ausgegeben wird, erläutert die Fahrradroute.

In der „Villa Clarissa“ neben der Kirchhovener Mühle werden Schaustücke, Bilder und Infotafeln zur Mühlengeschichte gezeigt und erläutert. In der Waldfeuchter Mühle werden Bild- und Filmpräsentationen über die Selfkantmühlen dargeboten. Die Windmühle Breberen bildet die Kulisse für einen ökumenischen Gottesdienst, der um 16 Uhr stattfindet.

Die 17 „Freiwilligen Müller“ des Selfkänter Mühlenvereins werden an den Windmühlen ihre Kenntnisse demonstrieren.