Kreis Düren : DKB und Rurtalbahn setzen auf Sicherheit durch Kameras
Kreis Düren Attacken, Pöbeleien, und Beleidigungen sind in vielen Städten in Bus und Bahn an der Tagesordnung. Die Verkehrsminister der Bundesländer überlegen deshalb, eine flächendeckende Kameraüberwachung in öffentlichen Verkehrsmitteln einzuführen. Aber macht das auch in eher ländlich geprägten Räumen Sinn?
Jacek Kubaczka, Betriebsleiter der Dürener Kreisbahn, hat jedenfalls keine Zahlen parat, dass in Bussen der DKB gepöbelt würde, Fahrgäste beleidigt, attackiert oder gar beraubt werden. Im Gegenteil: „Das ist wirklich sehr, sehr selten, dass es Vorfälle dieser Art gibt“, sagt Kubaczka.
Videokameras nutzt die DKB freilich dennoch, aber aus einem ganz anderen Grund. „In allen Gelenkbussen und in zwei Standardbussen setzen wir schon seit längerer Zeit Kameras ein“, erklärt Kubaczka. Der doppelte Effekt: Bei den Kunden konnte so das Gefühl der Sicherheit erhöht werden, gleichzeitig verzeichnet die DKB „bedeutend weniger Vandalismusschäden“. Von den Fahrgästen würde das zudem akzeptiert. Kubaczka: „Es gibt keine negativen Äußerungen der Kundschaft.“
Bei der Rurtalbahn sind sogar alle Triebwagen mit entsprechenden Kameras ausgestattet, bestätigt Rurtalbahn-Geschäftsführer Herbert Häner. „Teilweise steht das auch in unseren Verträgen für die einzelnen Strecken, die wir bedienen, dass wir entsprechende Kameras vorhalten müssen“, sagt Häner. Auch bei der Rurtalbahn steht das Thema Sicherheit für die Fahrgäste im Vordergrund — aber auch das der eigenen Mitarbeiter.
Häner: „Es hat in der jüngsten Zeit zwei Übergriffe auf unsere Mitarbeiter gegeben; da ist es zu Handgreiflichkeiten gekommen“, berichtet Häner. „Straftaten verfolgen wir“, erklärt der Geschäftsführer. Das heißt: Sobald es einen entsprechenden Hinweis gibt, werden die Daten gesichert und den Strafverfolgungsbehörden übergeben. Häner: „Wir selbst schauen uns die Aufzeichnungen nicht an.“
Häner glaubt, dass die Kameras in den Zügen dazu beitragen können, „eine Vielzahl von Taten“ zu verhindern. Er weiß aber spätestens seit den Angriffen auf die eigenen Mitarbeiter auch, dass sich nicht alle Täter von Kameras abschrecken lassen — egal, ob es dabei um Handgreiflichkeiten oder nur um Sachbeschädigungen geht.
Zumal sich auch noch eine andere Frage stellt: Was ist, wenn man aus Bus und Bahn ausgestiegen ist? Muss dann auch der öffentliche Raum überwacht werden? Lisa Rühmann vom Amt für Recht und Ordnung der Stadtverwaltung sieht jedenfalls keine Anhaltspunkte dafür, dass das notwendig sei: „Der Bahnhof ist kein auffälliger Bereich“, sagt sie.
Auch bei der Polizei gibt es nur wenig Zahlenmaterial, durch das man auf die Notwendigkeit einer flächendeckenden Überwachung im öffentlichen Personennahverkehr schließen könnte. Nach Angaben einer Sprecherin der Kreispolizeibehörde steht nach wie vor die „Beförderungserschleichung“, also das Schwarzfahren, an erster Stelle, gefolgt von Diebstählen, Taschendiebstählen, Körperverletzungen und Sachbeschädigung. Aber: Das muss nicht zwangsläufig in Bus oder Bahn geschehen sein, sondern kann auch das gestohlene Fahrrad an der Haltestelle oder ein mit Graffiti beschmierter Bus sein.
Für Bernd Böhnke, der als Mobilitätsbeauftragter für den Kreis Düren am neuen Nahverkehrsplan arbeitet, ist die Überwachung in Bus und Bahn nicht neu. Böhnke war früher DKB-Geschäftsführer: „Die Videoüberwachung in Fahrzeugen ist erlaubt und gibt es auch schon länger. Es sollte aber keinen Zwang geben, sie einzuführen, sondern ein Abwägungsprozess sein.“ Sein praktisches Beispiel: In Gelenkbussen könne der Fahrer gar nicht alles im Auge behalten, da habe eine Kamera Sinn. Im normalen Bus, der zum Beispiel abends nicht voll besetzt sei, bedürfe es keiner Kamera.
Böhnke glaubt allerdings, dass die Verkehrsminister den Begriff der flächendeckenden Überwachung anders meinen: „Natürlich stellt sich Frage, was denn dann mit der Bahnhofsüberwachung ist, oder mit dem Kaiserplatz.“ Das will er eindeutig nicht: „Wir sind hier nicht in einer großstädtischen Situation und müssen auch keinen 100-prozentigen Überwachungsmodus erreichen“, erklärt er.