Kreis Heinsberg : DGB fordert gute Arbeit und gerechte Löhne
Kreis Heinsberg Zu seiner Maiveranstaltung und einer Podiumsdiskussion mit Landtagskandidaten hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) nach Selfkant-Höngen eingeladen.
In der Selfkantschule begrüßte der Vorsitzende des DGB-Kreisverbandes Heinsberg, Willi Klaßen, Bernd Krückel (CDU), Ulla Meurer (SPD), Ren Stegemann (FDP), Elsbeth Küppers-Hofmann (Bündnis 90 / Die Grünen) und Michael Schreiner (Die Linke) sowie interessierte Zuhörer.
ArtikelIn seinem Grußwort hob Ralf Woelk, der Vorsitzende der DGB-Region NRW Süd-West, die Forderungen des DGB hervor: „Gute Arbeit, gerechte Löhne, starker Sozialstaat”. Er erklärte, dass in Deutschland sogenannte prekäre Beschäftigungsverhältnisse zunehmend normale Arbeitsverhältnisse ersetzen würden, was die Menschen vor existenzielle Probleme stelle. Prekär seien alle Arbeitsverhältnisse, die befristet oder in Teilzeit, Leiharbeit beziehungsweise als Praktikum gestaltet seien. Dies sei nach DGB-Definition keine gute Arbeit. Woelk unterstrich zudem die Forderung der Gewerkschaften nach einem gesetzlichen Mindestlohn als unterer Auffanglinie.
Unter der Moderation von Regionalredakteur Dieter Schuhmachers nahmen die fünf Landtagskandidaten zu aktuellen Themen Stellung. Beim Thema Mindestlohn bezogen Krückel und Stegemann klar Position gegen den gesetzlichen Mindestlohn, während die anderen drei Kandidaten klar dafür waren. Im Unterschied zu Meurer und Küppers-Hofmann, die die Untergrenze durch eine unabhängige Kommission festlegen lassen wollten, forderte Schreiner direkt zehn Euro als Mindestgrenze. Krückel zeigte zumindest die Möglichkeit auf, mit Hilfe eines Mindestarbeitsbedingungsgesetzes „auch Löhne zu standardisieren, allerdings regional angepasst”.
Auch beim Thema „Rente mit 67” waren die Meinungen unterschiedlich. Während der Kandidat der Linken sogar die „Rente mit 60” forderte, plädierte SPD-Frau Ulla Meurer für eine Flexibilisierung: „Je nach Branche muss das Renteneintrittsalter unterschiedlich geregelt werden.” Krückel und Stegemann als Vertreter der zurzeit in Berlin und in Düsseldorf regierenden Parteien gaben zu bedenken, dass die Rente mit 65 oder gar 60 nicht mehr bezahlbar sei. Ein spezielles Modell ihrer Partei brachte Elsbeth Küppers-Hofmann in die Runde: „Wir Grüne schlagen ein Konzept der Teilrente vor. Wer möchte, kann mit 65 Jahren teilweise in Rente gehen und teilweise noch arbeiten, um seinen Rentenanspruch weiter aufzubauen.”
Auf die Frage, wie in der Region neue, gute Arbeit geschaffen werden könne, nannte Bernd Krückel die Infrastruktur - so die im Bau befindliche B56n als Fortführung der A46. Durch eine solche neue Straße könnten sich neue Unternehmen ansiedeln. Während Ulla Meurer unter anderem auf eine bessere Unterstützung der Frauen im Beruf setzte, erkannte Elsbeth Küppers-Hofmann auch Potenzial im Handwerk bei der energetischen Sanierung von Altbauten, aber auch Chancen im Pflegebereich. Michael Schreiner sprach sich für die Anbindung der Kreisstadt Heinsberg ans Schienennetz aus. René Stegemann betonte, „dass die Politik nur die Rahmenbedingungen schaffen könne”.
Beim Thema Bildung waren sich die Kandidaten von SPD, Linke und Grüne einig, dass der Kreis Heinsberg dringend eine vierte Gesamtschule benötige. Krückel und Stegemann sprachen sich für das mehrgliedrige Schulsystem und gegen die Idee der sogenannten Gemeinschaftsschule aus. Sie unterstützten eher Schulkooperationen oder Konzepte wie die Verbundschule.
In der offenen Fragerunde stellten die Zuhörer Fragen. Das Spektrum der Themen reichte dabei von den Kommunalfinanzen über die Ein-Euro-Jobs bis zur privaten Überschuldung.
Vertreten waren bei der Maiveranstaltung des DGB auch die Einzelgewerkschaften mit ihren Informationsständen. Das musikalische Rahmenprogramm wurde von der DHF-Band Höngen gestaltet.