Hückelhoven: „Der letzte Kaiser” mit zauberhaftem Gastspiel

Hückelhoven : „Der letzte Kaiser” mit zauberhaftem Gastspiel

Schmächtig wirkende Männer jonglieren offenbar mühelos schwere irdene Gefäße auf ihren Köpfen, konstruieren aus ihren Körpern in einem Schwindel erregenden Balanceakt menschliche Pyramiden oder tanzen zu zweit als überlebensgroßer Löwe mit Zottelmähne und klimpernden Augen.

Asiatische Grazien verknoten ihre biegsamen Körper wie Schlangen, lassen Teeschalen in höchster Präzision durch die Luft wirbeln während sie auf meterhohen Einrädern balancieren.

Große Wirkung

Schnöder Effekthascherei hat sich der Chinesische Nationalzirkus bei weitem nicht verschrieben. Es sind gerade die kleinen Gesten, die durch Perfektion und Leidenschaft eine große Wirkung entfalten. Das 30-köpfige Ensemble aus dem Reich der Mitte stattet der Aula des Gymnasiums einen zauberhaften Besuch ab. Am Ende des gut zweistündigen Programms „Der letzte Kaiser” gab´s gar stehende Ovationen.

Bisweilen stößt Sprache an ihre Grenzen. Zum Beispiel dann, wenn der Facettenreichtum der Körperkunst fernöstlicher Artisten ausreichend gewürdigt werden soll. Schwerkraft scheint bei ihnen keine Rolle zu spielen, ebenso wenig physiologische Grundannahmen. Die Zirkuskünstler „beherrschen” nicht nur ihre Körper im wahrsten Wortsinne. Mehr noch: Anmut und Würde zeichnen ihr Tun aus.

Gewinnendes Lächeln

Ihr artistisches Geschick präsentieren sie nicht im Schweiße ihres Angesichts, sondern stets mit einem gewinnenden Lächeln auf den Lippen. Bleibt nur noch zu sagen: Man muss es mit eigenen Augen gesehen haben.

Das durchaus aufwendige „Drumherum” verlor da zeitweise fast schon an Bedeutung: Farbenprächtige Kostüme, immerzu wechselnde Bildprojektionen, die der Reise durch Jahrhunderte chinesischer Geschichte Ausdruck verliehen sowie die gelungene Mischung aus traditionellen Klangbildern und westlichen Melodien - sogar ein echter Walzer versteckte sich im musikalischen Repertoire.

Die Sympathien des Publikums für die talentierte Truppe schwangen beinahe greifbar in der Luft, als eine der mandeläugigen Schönheiten von ihrem Einrad stürzte.

Sofort kehrte sie ins Bühnengeschehen zurück und erntete dafür einen kräftigen Applaus. Fehler passieren eben auch den professionellsten Akteuren. Aber die fernöstliche Disziplin verlangt wohl, ihn umgehend wieder gut zu machen.

Enorme Muskelkraft

Welch enormer Muskelkraft manche der so spielerisch aussehenden Kunststücke bedarf, demonstrierten die Zirkuskünstler, indem sie eine „Testperson” auf die Bühne baten. Trotz größter Anstrengung schaffte es der junge Mann nicht, ein Konglomerat aus ineinander verkeilten Holzbänken von der Stelle zu bewegen.

Einer der Artisten hingegen balancierte es Sekunden später auf seinem Kopf. Vielleicht mögen sie schmächtig wirken. Doch eines ist sicher: Sie sind es nicht.