Erkelenz : Der Kater weiß, was gespielt wird
Erkelenz Da wurde Tankred Dorst ganz schön gegen den Strich gebürstet.
Dem Dichter würde es sicher auch gefallen haben, wie seine kritischen und auch ironischen Fäden in seinem Stück „Der Kater oder Wie man das Spiel spielt” in der Inszenierung der Mittelstufentheater-AG des Cusanus-Gymnasiums Erkelenz umgesetzt wurden; einem Stück, bei dem das Publikum seine Köpfe schon das eine oder andere Mal verdrehen musste, denn nicht immer bot sich das Geschehen nur auf der Bühne: Auch die Zuschauer Herr Leutner (Katharian Teschner), Frau Blume (Julia Gröbbels), das Ehepaar Pelzig (Cerstin Lennartz und Tobias Dreck), Herr Siededanz (Markus Schumacher) und Herr Bratfisch (Klaus Wentz) machten ganz schön Theater.
Gehört das jetzt zum Stück oder ist da was schief gelaufen?, fragten sich dabei nicht nur die Zuschauer bei den drei Aufführungen im Atrium des Gymnasiums. Diese Frage stellten sich auch die gespielten Zuschauer ein ums andere Mal.
Und während diese irritiert oder angewidert, misslaunig oder hinterfragend reagierten, ergötzten sich die tatsächlichen Zuschauer an den herrlichen Ideen der Inszenierung. Da war beispielsweise der Musiker Louisa Fricke, der kurzfristig für den erkrankten Hauptdarsteller als Gottlieb eingesprungen war. Da liegt der Dichter (Toni Gödel) mit der Dramaturgin (Bettina Starzetz) im Clinch ebenso wie die eigensinnige Prinzessin (Katja Wuscher) mit ihrer Mutter (Natalie Fehlen) - und die Bühnenmeisterin (Eva Breuer), die machte einfach Feierabend.
Wie einfach ist doch die Welt im Märchen: Ein armer Bauernsohn (Gottlieb), der mit Hilfe seines gestiefelten Katers sein Glück macht und die Königskrone erwirbt. Nebenbei wird ein geknechtetes Land vom bösen Zauberer und ein anderes von einer Rattenplage befreit, am Ende erhält der Held sogar noch die Hand der Prinzessin und das halbe Königreich; und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Aber so war es eben nur im Märchen.
Ganz anders die Inszenierung der Cusaner. Nicht nur, dass alle Gesetzmäßigkeiten der Gattung Märchen über Bord geworfen wurden: Der gute, gewitzte Kater Hinze (Viktoria Giesen) ist nicht nur durchtrieben, er mutiert in dem Stück zum herrschsüchtigen Intriganten.
Der Spielfreude der Mittelstufent-Theater-AG waren bei dem Stück keine Grenzen gesetzt. Ein ebenso simples wie effektvolles Bühnenbild und farbenfrohe Kostüme rundeten den herrlich komödiantischen Spaß mit viel Ernst im Hintergrund ab, den ein durchweg munteres und höchst spielfreudiges Ensemble unter Leitung von Klaus Wentz über fast zwei Stunden trug.
Und dann dieser Kater, der auf den Namen Hinze hört. Viktoria Giesen schnurrte und miaute so munter drauflos, dass der Zuschauer ahnt: Dieser Kater weiß ganz genau, was hier gespielt wird.