Kreis Heinsberg: Demografischer Wandel: „Mit 66 Jahren fängt das Leben an“

Kreis Heinsberg : Demografischer Wandel: „Mit 66 Jahren fängt das Leben an“

„Mit 66 Jahren fängt das Leben an“: So lautete der Titel eines Vortrags, den die Referentin für Sozial- und Kommunalpolitik beim Sozialverband VdK NRW, Alissa Schreiber, als Einstieg in die Diskussion mit dem Publikum hielt.

Die Kreisgruppe Heinsberg des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes NRW hatte zur Mitgliederversammlung in das Museumscafé Samocca in Heinsberg eingeladen. Neben dem Diskussionsthema „Zum demografischen Wandel als Herausforderung und Chance für die Kommunen“ standen auch Ehrungen für die Vorsitzende Marianne Bückers und den stellvertretenden Vorsitzenden Erich Dohmen auf dem Programm.

In seinem kurzen Abriss zur Leistungsbandbreite des Paritätischen NRW auf Kreisebene betonte Geschäftsführer Bernd Hoeber auch die Bedeutung der Kreisgruppe für den Kreis Heinsberg. So seien im Kreis 26 Mitgliedsorganisationen in 36 Einrichtungen unter dem Dach des Paritätischen zusammengeschlossen. In diesen Einrichtungen würden 2500 Mitarbeiter unter anderem im Bereich der Angebote für Menschen mit Behinderungen (Lebenshilfe) tätig sein. 560 Ehrenamtliche im Kreis Heinsberg habe der Paritätische offiziell über die Berufsgenossenschaft gemeldet. Ohne das Ehrenamt liefe nichts.

In ihrem Impulsreferat führte Alissa Schreiber für den Kreis Heinsberg einige Werte auf. So sei mit einer Schrumpfung der Gesamtbevölkerung um 2,8 Prozent bis zum Jahr 2030 zu rechnen. 37,1 Prozent der Einwohner im Kreis seien dann über 75 Jahre alt. Parallel stiege die Pflegebedürftigkeit im Kreis Heinsberg um bis zu 40 Prozent. 8418 barrierefreie Wohnungen seien notwendig, die einen Investitionsbedarf von 131 Millionen Euro umfassen würden.

Um diesem Wandel angemessen zu begegnen, müssten die Kommunen Demografie-Konzepte entwickeln. Als Anforderung für ein solches Konzept benannte sie unter anderem: Ratsbeschlüsse fassen, die Bürger permanent aufklären und einbeziehen, eine langfristige Erfassung der Daten als Monitoring installieren — und vor allem müssten die finanziellen und personellen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.

Es gab auch den Hinweis, dass der Kreis Heinsberg in der Studie „Demografie-Konzepte der Kommunen in NRW“ vom Institut für Gerontologie der TU Dortmund nicht erfasst werden konnte. Liesel Machat, die Sozialdezernentin des Kreises, merkte an, dass dies ein Problem der TU Dortmund sei. Sie erklärte zudem, das Konzept des Kreises Heinsberg sei strukturierter und tiefgehender als viele Beispiele in dieser Studie. So habe der Kreistag schon 2006 den Beschluss gefasst, die notwendige Datenerfassung des Sozialmonitorings bis auf Quartiersebene hinunter zu brechen. Eine qualifizierte und verbindliche Pflegeplanung und eine Stabsstelle seien eingerichtet.

In der nachfolgenden Diskussion stand die Frage, wo der notwendige Wohnraum für die Bedürftigen entstehen solle und wer die Finanzierung zu stemmen hätte, im Vordergrund, ohne aber dafür schon die richtigen Antworten zu finden.

Alle Beteiligten waren sich einig, dass das Ehrenamt unentbehrlich sei. Das betonte auch Josef Wolter, Mitglied des Ehrenrates beim Landesverband des Paritätischen NRW, in seiner Laudatio. So erhalte Marianne Bückers die silberne Ehrennadel des Paritätischen NRW für ihr langjähriges Engagement sowie für die Durchsetzung des persönlichen Budgets zur selbstbestimmten Lebensführung behinderter Menschen. Erich Dohmen erhalte sie für seine vielen sozialen Engagements in sozialen und politischen Ämtern, die er als Kümmerer in Beständigkeit ausgefüllt habe.

Für das musikalische Rahmenprogramm sorgten Frank Ollertz & Band sowie als Sänger Daniel Stolz von der Lebenshilfe-Band.

(jwb)