Kreis Heinsberg : Dauerhitze bedroht die Fische, aber nur manche
Kreis Heinsberg Die seit Wochen andauernde Hitze strapaziert Mensch und Tier gleichermaßen. Beide suchen nach schattigen Plätzchen oder versuchen, sich im Wasser eine Abkühlung zu verschaffen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Doch offenbar sind selbst diejenigen, von denen man es zuletzt erwartet hätte, ernstlich bedroht: die Fische.
Erst in der letzten Woche hat zum Beispiel die Umweltbehörde in Hamburg an nur einem Tag eine Tonne toter Fische an der Fuhlsbüttler Schleuse abgefischt. Bereits zuvor wurden an drei Stellen der Stadt insgesamt rund fünf Tonnen gesammelt. Die Tiere seien wegen des niedrigen Sauerstoffgehalts im Wasser verendet, hieß es.
Grund dafür seien die hohen Temperaturen, denn warmes Wasser enthält weniger Sauerstoff als kaltes. Im Vergleich zu zehn Grad Wassertemperatur habe das Wasser bei 28 Grad nur noch ein gutes Drittel seines Sauerstoffgehalts. Ist es auch in den Seen und fließenden Gewässern des Kreises Heinsberg mittlerweile fünf vor Zwölf?
Norbert Dismon, der Leiter der Unteren Naturschutzbehörde und der Abgrabungsbehörde, ist noch entspannt. „An der Oberfläche der rund 30 Seen im Kreis Heinsberg dürfte die Temperatur mittlerweile gut über 20 Grad liegen“, sagt er. „Die Sauerstoff-Aufnahmefähigkeit von Wasser nimmt mit zunehmender Temperatur exponential ab. Das bedeutet einen immensen Verlust pro zusätzlichem Grad. Wenn es unter fünf Milligramm Sauerstoff pro Liter geht, dann wird es eng.“ Letzteres hänge aber nicht nur von der Temperatur ab, sondern auch von der Menge an Sauerstoff, die im Wasser verbraucht werde, erklärt Dismon. „Zum Beispiel durch Zersetzungsprozesse am Grund eines Sees.“
Das Glück der Seen im Kreis ergebe sich durch ein spezielles Verhältnis, erläutert Dismon. „Ein See kippt umso schneller um, je größer die Fläche im Verhältnis zur Wassermenge ist. Vereinfacht gesagt, je flacher ein See ist, desto schneller kippt er um. Das ist auch der Grund, warum die Seen im Kreis Heinsberg noch nicht betroffen sind. Wir erreichen hier durchaus Tiefen von bis zu 20 Metern und mehr. Jeder See schichtet sich im Sommer auf.“ Der Sauerstoffgehalt variiere dann in den unterschiedlichen Tiefen.
„Das uns hier aus diesem Grund ein Massensterben von Fischen angezeigt wurde, kennen wir eigentlich nicht.“ Zumindest kann sich Dismon, der seit rund 30 Jahren bei der Behörde tätig ist, nicht an einen solchen Fall erinnern.
Bei der Wasserqualität in den fließenden Gewässern sehe es noch besser aus, sagt Dismon. „Die Wasserqualität in der Rur und mittlerweile auch der Wurm ist so hoch, dass die Gefahr von Fischsterben durch Sauerstoffmangel sehr gering ist. Die hohe Fließgeschwindigkeit und Verwirbelungen sind zudem gut für die Anreicherung von Sauerstoff.“ Die Schwalm fließe zwar deutlich gemächlicher, aber überwiegend durch Wald, was eine starke Erwärmung bremse.
Und was ließe sich bewerkstelligen, wenn die Temperaturen im Wasser doch einmal den kritischen Punkt erreichten? „Wenn die Natur richtig zuschlägt, merkt man erstmal wie hilflos der Mensch ist“, meint Dismon. „Im Moment können wir auch nur zuschauen, wie die aufgeforsteten Eichen eingehen.“ Nur einen guten Rat hätte er da noch, um den Sauerstoffverbrauch im Wasser nicht künstlich in die Höhe zu schrauben: „Bitte nicht die Enten und Fische füttern, denn Futter oder zusätzlicher Kot sinken auf den Boden und die Bakterien verbrauchen bei der Zersetzung zusätzlichen Sauerstoff.“