Städteregion : Das Ziel lautet: „Kirche des gerechten Friedens“
Städteregion Der Wunsch, dass die Menschen aus den Fehlern der Vergangenheit lernen mögen, blieb bisher allzu oft unerfüllt. Zumindest der Evangelische Kirchenkreis Aachen will aber genau das tun. Dazu bietet das Jahr 2018 eine Reihe historischer Daten, welche die evangelische Kirche im Rheinland mit eigenen Veranstaltungen zum Thema „Frieden geht anders“ begleiten wird.
So wundert es nicht, dass der Superintendent des Kirchenkreises Aachen, Hans-Peter Bruckhoff, dieses neue Jahr erst einmal mit einer kritischen Betrachtung der Geschichte der evangelischen Kirche beginnt. Diese habe eben auch zur Legitimation von Gewalt und Kriegen beigetragen und Konflikte damit angefacht, sagt er. Damit spielt er unter anderem auf das Gedenken an den Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges an, der 1618 begonnen hatte und vordergründig ein Kampf von Protestanten gegen Katholiken war.
Deshalb sei es heute die Aufgabe der Kirche, diese damals herrschende Vorstellung eines „gerechten Krieges“ umzukehren und eine „Kirche des gerechten Friedens“ zu werden. Dazu gehöre die radikale Abkehr von atomaren, chemischen und biologischen Waffen und die Auflösung der Verträge, die deren Stationierung auf deutschem Boden ermögliche — auch wenn das realpolitisch wohl in absehbarer Zeit nicht erreichbar sei, so Bruckhoff. „Das Thema Frieden fängt jedoch schon im persönlichen Umfeld an, wenn man sich den Hass ansieht, der von extremen politischen Parteien und in den sozialen Netzwerken verbreitet wird“, betont er.
Konflikte vermeiden lernen
Zu den Veranstaltungen im Themenjahr gehört etwa eine interaktive Ausstellung im April in der Aachener Citykirche und später auch in Gemünd und in Alsdorf. Diese richte sich vor allem an junge Menschen, die dort interessante Ansätze zur Konfliktvermeidung kennenlernen könnten, erklärt die Schulreferentin des Kirchenkreises, Folke Keden-Obrikat. Im August wird zudem eine jugendliche Reisegruppe von Aachen über die Balkan-Route in die griechische Hafenstadt Thessaloniki reisen und dabei an verschiedenen Stationen unterwegs Halt machen. „Die Jugendlichen sollen dabei herausfinden, wie an den Grenzen Europas mit den Menschen umgegangen wird, und lernen, mit Widersprüchlichkeiten umzugehen und diese über diverse Medienkanäle wiederzugeben“, sagt der Jugendreferent des Kirchenkreises, Axel Büker.
Auch in der Eifel wird die Friedensthematik in mehreren Aktionen aufgegriffen, wie Pfarrer Christoph Ude von der Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal erklärt: „Seit etwa zwei Jahren besuchen wir regelmäßig Nachbargemeinden zu gemeinsamen Friedensgebeten mit unterschiedlichen Liturgien — das wird es auch in diesem Jahr wieder geben.“
Die programmatische Hinwendung, zu einer „Kirche des gerechten Friedens“ zu werden, ist bei der Landessynode der evangelischen Kirche im Rheinland Anfang Januar beschlossen worden. Die einzelnen Kirchengemeinden sind aufgefordert, das Thema Frieden intensiv zu bearbeiten und zu diskutieren. Damit, so heißt es in dem Beschluss, soll unter anderem gewaltfreies Handeln unterstützt, Religionsfreiheit und Menschenrechte vorangetrieben, sowie eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung gefördert werden.