Aachen : DADA-Festival: Kunst der 20er Jahre lebt wieder auf
Aachen Links, abgetrennt durch Pylone, spielt ein Oboist mit rotem spitzem Hut auf seinem Instrument, und eine Frau mit drei Lampen statt Hut schnalzt mit der Zunge. Von rechts bahnt sich ein Mann, mit einem Bein in einer Mülltonne, stampfend seinen Weg nach vorne.
Im Hintergrund stehen sechs Personen mit dem Rücken zum Publikum und gehen schrittweise nach rechts. Das ist nur ein kleiner Einblick in das DADA-Festival, das vom Freitag, 28. Oktober, bis Sonntag, 30. Oktober, im Ludwig Forum stattfindet.
An drei Tagen wird der Dadaismus der 1920er Jahre wieder aufleben und mit Elementen aus der modernen Zeit in neue Kompositionen verwoben. Den Beginn macht am Freitag um 20 Uhr das Konzert „An Anna Blume“ mit komponierter Musik aus der Dada-Epoche und aus der heutigen Zeit. Der Leiter des Neuen Musik Ensemble Aachen, Olaf Futyma, will dem Publikum zeigen, dass sich die dadaistische Ideen sowohl in über 100 Jahre alten wie auch in modernen Stücken wiederfinden.
Den Höhepunkt des Abends bildet die Uraufführung einer Gemeinschaftskomposition, die sieben Aachener Komponistinnen und Komponisten zusammen, aber doch getrennt voneinander, erstellt haben. Das Prinzip: Die Künstler komponieren nacheinander jeweils zwei Minuten. Allerdings kennen sie nur den letzten Takt des vorhergehendes Stückes. An den müssen sie nun ihre Komposition knüpfen und wissen aber auch nicht, was der nachfolgende Komponist macht. Es wird eine Überraschung, interessant, spannend und bunt zugleich, sagt Futyma über das Experiment.
Der zweite Abend beginnt (20 Uhr) mit einem kabarettistischen Teil. In diesem wird Florian Kaplick mit einer musikalischen Sprachcollage aus Gedichten, Texten, Musik und Geräuschen den Bogen zwischen 1916 und 2016 spannen. Anschließend gibt es eine weitere Uraufführung, bei der das professionelle Adam-Noidlt-Missiles-Ensemble zusammen mit Aachener Laienmusikern auftreten.
Der Abend, da ist sich die 1. Vorsitzende der Gesellschaft für zeitgenössische Musik Aachen (GZM) Dr. Gwendolen Webster, sicher, wird bunt und abwechslungsreich mit viel Musik.
Den Abschluss des Festival bildet am Sonntag um 19 Uhr die Performance „Willkommen im großen Onrach!“. Im Stil des Dadaismus wird eine literarische und musikalische Reminiszenz an die Dada-Proklamation im noblen Aachener Hotel Großer Monarch vom 21. Oktober 1920 geboten.
„Die Ereignisse sollen aber nicht einfach nachgespielt werden“, erklärt die Regisseurin Mona Creutzer. Verschiedene Fragmente wie Kompositionen und Improvisationen, Texten und Fakten fügen sich in eine Vorstellung zusammen.
Alles in allem soll es ein heiteres, wildes und dennoch geordnetes Spektakel werden, das die Schauspieler des Theater K, bildende Künstler sowie Musiker der GZM auf die Bühne bringen, beschreibt Creutzer die Performance, mit der das Festival abschließt. Und die am Anfang beschriebene Szene wird sich so oder so ähnlich an diesem Abend wiederfinden lassen — die Proben laufen noch.