Toronto/Kreis Düren : „Cities of Migration“: Musterbeispiele aus dem Kreis Düren
Toronto/Kreis Düren Über den Tellerrand gucken, Erfahrungen austauschen, voneinander lernen, um eine der größten Herausforderungen der Zeit bestmöglich zu managen: Darum ging es bei der dritten internationalen Konferenz der „Cities of Migration“, die Anfang März in Toronto stattgefunden hat.
Unter den rund 200 Teilnehmern, die zumeist aus Großstädten aus allen Erdteilen kamen, waren auch Dürens Landrat Wolfgang Spelthahn (CDU) und Sybille Haußmann, Leiterin des Amtes für Schule, Bildung und Integration im Kreishaus Düren. Das Veranstalter-Netzwerk hatte sie auf Empfehlung der Bertelsmann-Stiftung nach Toronto eingeladen, um dort Musterbeispiele aus der langjährigen Integrationsarbeit des Kreises Düren vorzustellen. Er gehörte vor rund zehn Jahren zu den Vorreitern in Deutschland, die Einwanderung auch im ländlichen Raum systematisch-professionell zu ihrem Thema gemacht hatten.
So war Landrat Wolfgang Spelthahn neben den Vertretern aus Toronto, New York und Vancouver einer der vier Teilnehmer der Eröffnungsrunde. Dort berichtete er von den großen Anstrengungen, die der Kreis Düren und seine 15 Städte und Gemeinden seit dem vergangenen Herbst unternommen haben, um Notaufnahmeplätze für über 4000 Flüchtlinge aus dem Boden zu stampfen.
Zum Vergleich: Kanada hat einmalig ein Kontingent von 25.000 Flüchtlingen aufgenommen. Zudem stellte er den Zuhörern das Modell vor, mit dem die gemeinnützige Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft Low-tec Flüchtlinge im Kreis Düren qualifiziert, um sie in den Arbeitsmarkt zu vermitteln. Für jeden Vermittlungserfolg erhält sie von der Wohnortkommune eine Prämie. Im Gegenzug spart diese Sozialkosten: „Unter dem Strich gibt es dabei nur Gewinner“, sagte Spelthahn.
„Best-practice“-Modelle wie dieses stießen in Toronto auf Interesse, denn weltweit stehen Städte vor den gleichen Herausforderungen. Die Kommunen sind am nächsten an den Menschen dran, deshalb sind sie es, die alles managen: von den Unterkünften und dem Sprachunterricht über den Kita- und Schulbesuch bis zur Berufsbildung und Arbeitsvermittlung. „Dabei sollten haupt- und ehrenamtliche Kräfte Hand in Hand arbeiten. Und je früher und je häufiger Einheimische und Eingewanderte sich begegnen, umso schneller und besser gelingt Integration“, sind beide überzeugt.
Überrascht waren sie, mit welcher Wertschätzung während der Konferenz immer wieder über Deutschland und Bundeskanzlerin Angela Merkel gesprochen wurde. Menschliches Mitfühlen statt nationaler Egoismus — diese Haltung wurde von der in Toronto vertretenen Weltöffentlichkeit geteilt. Alle waren sich einig, dass die Integration von Einwanderern ein großer Kraftakt sei, sich langfristig aber lohne, weil die Migranten Wirtschaft und Gesellschaft bereicherten. Um die Verbundenheit mit ihrer neuen Heimat zu fördern, hat New York einen speziellen Pass geschaffen, der den Einwohnern im Alltag so manchen Vorteil bietet — das war eine der Ideen, die auch anderswo Schule machen könnten.
Für Dürens Landrat und Sybille Haußmann, die über eigene Erfahrungen bei der Integration von Kindern und Jugendlichen in das Bildungssystem berichtete, war die Reise aufschlussreich: „Im Grunde sind wir schon sehr weit. Nun wollen wir noch besser werden.“