Heinsberg : „Bilden Sie aus - auch über den Bedarf hinaus”
Heinsberg Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen startete am Dienstagabend in Heinsberg ihre neue Reihe „IHK vor Ort”.
Rund 40 Heinsberger Mitgliedsunternehmen waren der Einladung in die Begegnungsstätte gefolgt, um über aktuelle Wirtschaftsthemen mit Blick auf die Stadt Heinsberg zu diskutieren.
Der Ausbildungsstellen- und Arbeitsmarkt, die Gewerbesteuer, die Verkehrsinfrastruktur und Chancen der Außenwirtschaft waren die von den IHK-Referenten vorgestellten Bereiche.
„Die IHK muss zu den Unternehmen gehen” - diesem Motto folgend, eröffnete IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Drewes in Heinsberg die neue Reihe „IHK vor Ort”.
Einen Schwerpunkt legte die IHK auf das Thema berufliche Ausbildung. Mit dem Appell „Bilden Sie aus - auch über Bedarf” begann und endete der Abend, denn, so IHK-Geschäftsführungsmitglied Heinz Gehlen: „Denken Sie daran, spätenstes 2006 kippt die demographische Kurve. Dann werden bis 2010/11 junge Leute, Auszubildende ein rares Gut werden. Dann wird es eng im Wettbewerb.”
„Job-Agentur” als neuer IHK-Service
Die Schwelle, über Bedarf auszubilden, sei mit dem neuen IHK-Service „Job-Agentur” ein Stück niedriger geworden. Jugendliche bis 25 Jahre mit abgeschlossener Berufsausbildung - der IHK vom Arbeitsamt zugewiesen - könnten durch Überprüfung der Qualfikationsprofile passgenau ausgesucht und anderen Unternehmen zugewiesen werden. „Wir haben schon gute Erfolge vorzuweisen.”
Gute Erfolgschancen für Heinsberger Betriebe sah Frank Malis auf dem Sektor der Außenwirtschaft - gerade in Zeiten lahmender inländischer Nachfrage. Mit 41,1 habe die Region schon jetzt eine starke Exportquote aufzuweisen, betonte Malis.
Von den rund 200 Außenwirtschaftsuntermenehnm kreisweit seien zirka 50 in Heisberg ansässig. Die IHK sei bemüht, auch neue Firmen für die Außenwirtschaft fit zu machen, ein wichtiger Ansprechpartner sei hier der Heinsberger Senior-Experte Wolfgang Matthias.
Eine Drehscheibe für grenzüberschreitende Wirtschaftskontakte biete zudem der deutsch-niederländische Businessclub. Eng verknüpft mit der Außenwirtschaft sieht die IHK die Verkehrsinfrastruktur. Eindeutig stellte sich die Kammer hinter die Durchbindung der A 46 als B 56 n bis in die Niederlande.
Verkehrsfragen bestimmten auch einen Großteil der Diskussion, die mit dem anstehenden Problem der Lkw-Maut ab dem 1. September begann. Da das System für eine ordnungsgemäße Maut-Erhebung bis dahin nach Ansicht der Experten noch nicht stehen wird, will sich die Kammer im Verbund mit niederländischn und belgischen Partnern auf EU-Ebene für eine Verschiebung bis zum 1. Januar 2004 stark machen.
Zur Thema Anbindung Heinsbergs an den Schienen-Personennahverkehr ließ Bürgermeister Offergeld wissen, dass zurzeit viele Gespräche liefen und man zuversichtlich sei, dass in knapp einem Jahr eine Entscheidung über den Personenverkehr bis Heinsberg fallen könnte.
Wichtig für eine positive Entscheidung, so meinte er, sei der Verbleib der Grünen in der SPD-geführten Landesregierung. Bei einem Wechsel des Koalitionspartners (FDP statt Grüne) sei eine Verschiebung von hierfür vorgesehenen Mitteln in Richtung Metrorapid nicht auszuschließen.
Potenziale, die noch stärker auszuschöpfen seien, wurden im Bereich Tourismus, im Industriegbiet Lindern, in einer verstärkten Zusammenarbeit mit der Technologieregion Aachen (Stichwort RWTH und Gewinnung von Hochschulabgängern als Firmengründer) sowie in einer intensiveren grenzüberschreitenden Kooperation Richtung Roermond und Sittard gesehen.
Abschließend beherrschte nochmals das Thema Ausbildung bzw. Ausbildungsplatzabgabe für nicht ausbildende Betriebe die Diskussion.
Einigkeit bestand schließlich darin, dass man diese Frage, sollte sie auf die Wirtschaft konkret zukommen, am besten in den eigenen Reihen regele - wie im Baufach bereits seit Jahren praktiziert - und nicht von der Politik regeln lasse.