Inden: Besucher sind neugierig auf die fünf Indener Kandidaten

Inden : Besucher sind neugierig auf die fünf Indener Kandidaten

In der Regel wird das Restaurant Indemann 1 von Ausflüglern frequentiert, die mit ihren Kindern den großen Spielplatz, die Mini- oder Fußballgolfanlage auf der Goltsteinkuppe besuchen oder vom stählernen Wahrzeichen des Indelandes aus eine kleine Wanderung unternehmen.

Am Montag dagegen pilgerten knapp 200 an der Kommunalpolitik interessierte Bürger der Umsiedlungsgemeinde zum Indemann, um das Forum unserer Zeitung mit den fünf Bewerbern um das Bürgermeisteramt zu erleben und sich ein eigenes Bild von den Kandidaten und ihrem öffentlichen Auftreten zu machen. Unter den Gästen hatte fast der komplette Gemeinderat Platz genommen und auch etliche Beschäftigte der Gemeindeverwaltung hatten sich eingefunden, um sich mit ihrem künftigen Chef vertraut zu machen.

Moderiert wurde die knapp zweistündige Veranstaltung von unseren Redakteuren Guido Jansen und Volker Uerlings, die nicht nur ein breites Themenspektrum behandelten, sondern den Kandidaten auch Fragen stellten, die der Redaktion aus der Leserschaft übermittelt worden waren.

In der Vorstellungsrunde sagte Nancy Bester, dass sie als Bürgermeisterin unparteiisch sein werde und eher Ansprechpartnerin der Bürger als der Parteien sein wolle. Sie sieht es außerdem als ihre Aufgabe an, den Gemeinderat zu einen und das Miteinander zu zu stärken. Der ebenfalls als Einzelbewerber antretende Stephan Breuer stellte sich als Alternative vor, die zeigen solle, dass es auch Leute aus der Mitte der Gemeinde gebe, die sich engagieren möchten.

Der ebenfalls parteilose Jörn Langefeld, der indes dem Gemeinderat angehört, bezeichnete sich als Alternative zu den etablierten Parteien und verwies auf seine Erfahrung als Rechtsanwalt. Er würde als Bürgermeister eher die administrative Seite betonen und unabhängig alle Vorschläge prüfen, egal woher die Vorlage kommt. Auf seine Beschlüsse in Reihen der FDP angesprochen, gestand er, dass nicht immer alles richtig gelaufen sei.

Blick in die Historie

Mit dem Slogan „Inden kann mehr“ hat sich Reinhard Marx (CDU) beim erfolgreichen Parteifreund Ralf Claßen bedient, während Roul Combach (SPD) den Willen bekundete, die Gemeinde zu gestalten. Dass Inden in der Vergangenheit stets einen Bürgermeister hatte, der gemeinsamer Kandidat der großen Parteien war, liegt laut Combach daran, dass man während der Umsiedlung einen Spezialisten aus der Verwaltung gewählt habe. Die Historie bemühte auch Marx, der betonte, dass die Fraktionen inzwischen so weit seien, eigene Kandidaten ins Rennen zu schicken.

In Sachen Bürgerbeteiligung wünscht sich Bester eine offensivere Herangehensweise und auch Marx findet, dass Bürger stärker mitgenommen werden müssten. Combach verwies auf ein Beispiel aus Frenz, wo nach „einem Rumoren in der Bürgerschaft“ die geplante Dorferneuerung wieder abgesagt wurden sei. Auch mit einem Bürgerhaushalt könnten die Kandidaten leben, um, so Breuer, das Geld in der Gemeinde zu halten, aber Langefeld warnt hier vor zu hohen Erwartungen: Die freiwilligen Ausgaben seien „nur ein kleines Fässchen.“

Was kann der Bürgermeister tun, wenn der Tagebau früher ausläuft, als bisher vorgesehen?

Combach sprach von einem Horror-Szenario und verwies auf verbindliche Verträge und Pläne, für deren Einhaltung dann der Verursacher einstehen müsse. Zudem sei Inden nicht die einzige Kommune, die bei einem früheren Auslaufen der Braunkohle betroffen sei und ist überzeugt: „Wir werden da nicht hängengelassen.“ Er ist indes gleichzeitig überzeugt, dass das Kraftwerk Weisweiler nicht komplett verschont wird.

Marx verwies darauf, dass Inden jahrzehntelang der Packesel der Nation sei und schon sehr früh die Weichen für die Zeit nach der Braunkohle gestellt habe, beispielsweise mit der Entwicklungsgesellschaft Indeland. Der bestehende Plan müsse verlässlich sein, die Region dürfe nicht in ein Loch fallen, appellierte er. Langefeld stellte fest, dass die Region von RWE abhängig ist. „Als Bürgermeister kann man da wenig tun.“

Entsprechend wichtig ist es bei diesem Szenario, rechtzeitig neue Arbeitsplätze zu schaffen. „Wir sind noch nicht so weit“, sagte Breuer, während Bester die Qualität des Standorts Inden betonte, um Gewerbe anzusiedeln. Eher vorsichtig waren die Äußerungen zu dem Vorhaben, in Kraftwerksnähe ein Logistikzentrum einschließlich Container-Umschlagplatz zu schaffen. Langefeld sieht hier zwar eine Chance für Inden, will jedoch zunächst Details zu den genauen Plänen abwarten.

„Jede Chance ist auch eine Gefahr“, wartet auch Combach Planungsdetails und Auswirkungen aufs Gemeindegebiet ab, die jeweils in die Öffentlichkeit gehörten, bevor er das Projekt bewerten könne. Marx würde dem Gemeinderat die Lage zwischen A44, A4 und B56 empfehlen, die optimale Voraussetzungen biete und in Sachen Lärm relativ weit entfernt sei. Allerdings kosteten die laufenden Prüfprozesse noch viel Zeit. Immerhin empfiehlt er, dass das gemeinsame Gewebegebiet am Kraftwerk nicht zu zerstückeln.

Baugebiete zu bezahlbaren Preisen

In Sachen Infrastruktur plädiert Bester dafür, jungen Familien eine Plattform zu bieten, ihre Heimat zu gestalten. Breuer möchte junge Leute in der Gemeinde halten, indem ihnen Ausbildungs- und Arbeitsplätze geboten werden. Combach will sich auch um die Bereitstellung kleiner, bezahlbarer Wohnungen kümmern und Leerstände in den Alt-Dörfern bekämpfen, um die Jugend in der Gemeinde zu halten. Marx möchte die Infrastruktur erhalten, Internet, ÖPNV und altersgerechtes Wohnen ausbauen sowie Baugebiete ausweisen, zu bezahlbaren Preisen. Potenzial sieht er hierfür noch in Schophoven, Lamersdorf, zwischen Inden/Altdorf und Frenz sowie zwischen Lucherberg und See.

Unerwartet emotional wurde es beim Thema Flüchtlinge: Nicht allein, dass Marx und Langefeld ihrer Rivalin Bester für den Einsatz im Arbeitskreis Asyl dankten, Marx erinnerte außerdem an seinen Bundeswehr-Einsatz im Balkan. Wenn man wisse, was Krieg und Vertreibung bedeute, müsse man sich dafür einsetzen, hierzulande eine „andere Willkommenskultur blühen zu lassen“, wobei klar zwischen Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlingen zu unterscheiden sei.