Städteregion: Beim Tierschutz Hand in Hand arbeiten: Romy Lang unterstützt Veterinäramt

Städteregion : Beim Tierschutz Hand in Hand arbeiten: Romy Lang unterstützt Veterinäramt

Tierschutz ist seit dem Jahr 2002 als Staatsziel im Grundgesetz verankert. Doch in der Praxis hat das wenig bewirkt, kritisieren Tierschutzorganisationen. Immer wieder veröffentlichen sie schockierende Bilder und Videos aus Massentierhaltungen und Schlachthöfen, auch aus der Region, wie zuletzt aus dem Schlachthof Düren.

Die öffentliche Empörung ist dann groß, doch nach einiger Zeit legt sie sich wieder. Bis zum nächsten Skandal. Doch nicht nur ein Teil der Viehzüchter und ein Teil der Fleischindustrie scheren sich wenig um das Wohl der Tiere. Auch in manchen Privathaushalten werden Tiere nicht artgerecht gehalten, vernachlässigt oder gar gequält. Das erlebt Romy Lang, ehrenamtliche Tierschutzbeauftragte der Städteregion, immer wieder.

Die 61-jährige Aachenerin engagiert sich schon seit Jahrzehnten mit Herzblut für den Tierschutz, hat unter anderem zusammen mit ihrem Mann die Gemeinnützige Tierschutzgesellschaft (GTG) gegründet. Die kümmert sich vor allem um Tiere, die von Behörden beschlagnahmt werden, weil sie von ihren Besitzern nicht ordentlich gehalten werden.

In gute Hände vermitteln

Vor allem große Tiere — Pferde, Esel oder auch Rinder — werden auf dem eigens zu diesem Zweck gekauften Hof der Gesellschaft in Aachen wieder aufgepäppelt, um sie dann später in nachweislich gute Hände zu vermitteln. So haben Interessenten die Möglichkeit, die Tiere ausgiebig kennenzulernen, bevor sie sich entscheiden, eines bei sich aufzunehmen.

„Wenn wir große Tiere beschlagnahmen, müssen wir die ja irgendwo unterbringen“, sagt Dr. Peter Heyde, Leiter des städteregionalen Amts für Verbraucherschutz, Tierschutz und Veterinärwesen, zur Kooperation mit der GTG. Mit dieser hat die Städteregion eine entsprechende Vereinbarung abgeschlossen, wie sie auch mit dem Tierheim Aachen besteht, das jedoch nur kleinere Tiere, vor allem Hunde und Katzen, aufnehmen kann.

„Ähnliche Vereinbarungen haben wir auch mit dem Euregio-Zoo und einer Auffangstation für Affen in den Niederlanden“, berichtet Heyde. „Ja, auch exotische Tiere stellen wir in der Städteregion sicher. Nicht jeden Tag und jedes Jahr, aber es kommt vor.“

Anzeigen nachgehen

Mit Heyde und seinem Team arbeitet Romy Lang in ihrer Funktion als Tierschutzbeauftragte eng zusammen. Rein rechtlich gesehen sei sie ein „Hilfsorgan“, sagt Heyde. Will heißen: Sie kann die Amtstierärzte unterstützen und in Sachen Tierschutz beraten, darf aber nicht sogenannte hoheitliche Aufgaben übernehmen, etwa Tiere beschlagnahmen. Zu ihren Aufgaben gehört es, sich einen Überblick darüber zu verschaffen, ob eine eingehende Anzeige ein Einschreiten der Amtstierärzte erfordert oder eher nicht. „400 bis 500 solcher Anzeigen haben wir im Jahr“, berichtet Heyde. „50 bis 100 sind schlimme Fälle, darunter vielleicht 20 haarsträubende.“

Anzeige wird beispielsweise erstattet, weil jemand glaubt, der Hundezwinger des Nachbarn sei zu klein, Pferde auf einer Weide würden frieren oder Kühe hätten keinen Zugang zu Wasser. In solchen Fällen kann Romy Lang schnell Aufklärung leisten oder auch eingreifen, weil sie durch ihre jahrzehntelange Tierschutzarbeit gut vernetzt ist und auch fast alle Landwirte kennt, so dass sie die schnell herbeirufen kann, wenn tatsächlich ein Tier in Not ist.

„Am Anfang hat es durchaus Reibereien gegeben“, gesteht Lang mit Blick auf ihre Zusammenarbeit mit dem Veterinäramt. „Aber mittlerweile arbeiten wir Hand in Hand.“ Wenn sie ein Tier in Not sieht, reagiert sie oft emotional und impulsiv. Sie habe erst lernen müssen, dass es manchmal besser ist, erst einmal ruhig und freundlich mit den Tierhaltern zu reden, als gleich mit Sanktionen zu drohen. „Je länger ich von Herrn Heyde lerne, desto besser funktioniert es“, sagt sie.

Oft hat sie auch andere Vorstellungen davon, was ein Tier braucht und was noch rechtmäßig ist, als die Behördenvertreter, die sich an Recht und Gesetz halten müssen. „Da prallen zwei Welten aufeinander“, meint Lang.

Heyde nimmt nicht nur die Tiere in den Blick, die möglicherweise nicht artgerecht gehalten werden. Nicht immer ist es böser Wille der Halter, weiß er aus Erfahrung. „Die Gesellschaft verändert sich. Mit Tieren gestalten manche Menschen ihr soziales Umfeld. Aus Einsamkeit ‚sammeln‘ sie Tiere und sind dann heillos überfordert.

Das fällt manchmal erst auf, wenn beißender Geruch aus einer Wohnung dringt. Immer wieder stößt man auf Menschen, die 20 Hunde oder 100 Katzen oder — wie in einem Fall — 330 Ratten halten.“ Immer häufiger kommt es laut Heyde auch vor, dass sich Pflegedienste melden und nachfragen, was sie mit den Tieren eines Verstorbenen tun sollen.

Ein schärferes Tierschutzgesetz wird daran wohl kaum etwas ändern, meint Heyde, der wie Romy Lang gleichwohl Änderungen für nötig hält. „Wer muss schon eine Giftschlange halten?“ Vielleicht wäre es ja sinnvoll, dass jeder, der ein Tier halten möchte, einen Nachweis erbringen muss, dass er mit Tieren umgehen kann. Aber ob das wirklich etwas bringt, bezweifelt er. „Eigentlich wollen ja alle Tierschutz, aber keiner macht etwas Entscheidendes“, sagt Heyde.