Städteregion: Anleger setzen immer öfter auf den Acker

Städteregion : Anleger setzen immer öfter auf den Acker

Wer Agrarland besitzt, kann sich freuen: Denn die Preise für landwirtschaftliche Flächen steigen seit Jahren kontinuierlich. Für einen Hektar Acker oder Wiese mussten Käufer in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr durchschnittlich 40.049 Euro hinblättern.

Pro Quadratmeter sind das rund vier Euro, das entspricht rund 18 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im Fünf-Jahres-Vergleich wird es noch deutlicher: In diesem Zeitraum stiegen die Preise um 49 Prozent. Und mit den Pachtpreisen liegt NRW bundesweit an der Spitze.

Zu diesen Ergebnissen kommt die Landwirtschaftskammer NRW. Mit großer Sorge beobachtet sie, dass immer häufiger außerlandwirtschaftliche Kapitalanleger Grundstücke erwerben. Wer als Landwirt expandieren will, hat es derzeit also schwer. „In Relation zu anderen Geldanlagen wie Festgeld oder Aktien ist Agrarland gerade eine gute Geldanlage“, sagt der Pressesprecher der Landwirtschaftskammer NRW, Bernhard Rüb.

Wer jedoch glaubt, dass es einen Zusammenhang zwischen Agrarlandpreisen und Bauboom gibt, der irrt. Rüb: „Flächen, die in Bauland umgewandelt werden, sind von der Statistik ausgenommen.“ Einbezogen seien ausschließlich die Flächen, die von einem Landwirt zur landwirtschaftlichen Nutzung gekauft oder zu diesem Zweck verpachtet werden.

Der Markt sei derzeit leergefegt, so Rüb weiter. „Wer jetzt verkauft, braucht entweder gerade dringend Geld — oder er ist verrückt“, sagt er und lacht. Dass der Preis nicht bis ins Unendliche weitersteigen kann, ist auch klar. „Im Moment haben wir ähnlich hohe Preise wie in den 1980ern“, so Rüb.

Auf den ersten Blick scheint die Städteregion da eine Ausnahme zu sein: Der Hektar kostete hier im vergangenen Jahr 25.223 Euro, 16 Prozent weniger als im Vorjahr. „Das heißt aber nicht, dass die Landwirtschaft hier den Bach runtergeht“, sagt Rüb. Erklären ließe sich das vielmehr so: Nur 63,9 Hektar seien 2014 veräußert worden.

„Das entspricht einem Durchschnittsbauernhof. Und wenn diese Parzellen zufällig gerade in einer Gegend mit schlechteren Böden liegen, sind auch keine höheren Preise zu erwarten.“ Ein paar Kilometer weiter könne das schon wieder ganz anders aussehen. In Düren etwa liege der Preis bei 60.000 bis 70.000 Euro pro Hektar.

Dass gerade hier in der Region so wenig Bewegung auf dem Markt ist, auch dafür hat Rüb eine Erklärung: „Ich schätze, dass hier rund 70 Prozent der Flächen verpachtet sind. Sie gehören einem Bauern oder dessen Nachkommen und werden in der Familie weitervererbt, bis es so viele Erben gibt, die sich die Pacht teilen müssen, dass es sich nicht mehr lohnt.“ Erst dann werde verkauft. Und das kann eben dauern.

Aber wieso verkaufen Landwirte angesichts des rasanten Preisanstiegs im Moment nicht? Warten sie auf noch höhere Preise? „Nein“, sagt Rüb. Im Gegensatz zu Privatpersonen verdiene sich ein Landwirt am Verkauf nicht unbedingt eine goldene Nase, denn die Hälfte gehe ans Finanzamt — es sei denn, er verkaufe eine Fläche, weil dort beispielsweise ein Radweg gebaut werde, und erwerbe an anderer Stelle Ersatzland.

NRW-Landwirtschaftsminister Johannes Remmel hat bereits angekündigt, dass das sogenannte Grundstücksverkehrsrecht geprüft werden muss. Was daraus wird, bleibt abzuwarten.