Anlass zum Nachdenken
Die Katastrophenbilder und -nachrichten aus Deutschlands Osten und anderen Teilen Europas können selbstverständlich kein Thema für die Glosse sein, die sonst an dieser Stelle zu lesen ist.
Leid und Schmerz von Menschen eignen sich nicht für Polemik und Spötterei. Allerdings können die Kräfte der Natur Anlass geben zum Nachdenken darüber, wie der Mensch mit der Natur umgeht, ob er sich als ein Teil von ihr begreift oder sie nur ausbeutet und zerstört. Auch müssen manche Leute (wieder) lernen, die Sprache angemessen zu gebrauchen; nicht jede unglückliche Lappalie ist gleich eine Katastrophe.
Dass die verheerenden Überschwemmungen in die letzte Phase des Wahlkampfes fallen und bei manchen zu einem heillosen Durcheinander von Hilfsbereitschaft und der Verteidigung von teils unhaltbaren politischen Positionen dienen, ist ein Aspekt, der von der Bevölkerung sicher sorgfältig beobachtet wird und am 22. September zu entsprechendem Ankreuzen führt.
Für uns hier an Rur und Wurm haben die fernen Ereignisse wohl auch hin und wieder zu der bangen Frage geführt, ob so etwas auch hier vorkommen könnte und was dann wäre. Und dass Menschen aus NRW und speziell aus dem Kreis Heinsberg im Osten helfen, deutet auch darauf hin, dass - wenn auch ausgelöst durch ein nationales Unglück - allmählich das zusammenwächst, was zusammengehört.
Dies beweist auch die überaus große Spendenfreudigkeit. Apropos Spenden: Es ist zu hoffen, dass Kohlendioxyd-Profi Schumi sich nicht seine öffentlich hinausposaunte eine Million Euro vom Munde absparen muss, da er doch das Bibelwort verinnerlicht hat, wonach die linke Hand nicht wissen soll, was die rechte tut. Ob man die gaffenden Katastrophentouristen ins Wasser schmeißen oder ihnen eine Schaufel in die Hand drücken soll, müsste der Einsatzleiter vor Ort entscheiden. Ein wenig Trost in all dem Unglück mag vielleicht der Dichter Hölderlin spenden: "Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch."