Heinsberg-Unterbruch: Altes Brauhaus ist schon wieder verwaist

Heinsberg-Unterbruch : Altes Brauhaus ist schon wieder verwaist

Was so zuversichtlich begann, wurde am Ende doch nur zu einem kurzen Gastspiel. Das „Alte Brauhaus” in Unterbruch ist wieder verwaist. Ganze fünf Jahre hatte es gedauert, bis Eigentümer Friedel Israel einen geeigneten Pächter für das Traditionshaus an der Wurmstraße gefunden zu haben glaubte.

Das kleine gastronomische Juwel, das sich nach dem Krieg zu einem der beliebtesten Tanz- und Ausflugslokale gemausert hatte, wurde als eines der besten Restaurants der Region zeitweise sogar im Michelin gelistet. Um an derart glorreiche Zeiten anzuknüpfen, war die Eigentümerfamilie recht wählerisch geworden, was einen potenziellen neuen Betreiber anging. Mit Roman Liebert und Ronny Schreiber schien bei der Wiedereröffnung im September 2010 das perfekte Gespann gefunden. Mit einer festlichen Wiedereröffnung, zu der selbst Heinsbergs Bürgermeister Wolfgang Dieder auf der Gästeliste stand, wurde Tag eins der Brauhaus-Zukunft gebührend gefeiert.

Der junge Koch Liebert kehrte quasi an seine alte Ausbildungsstätte zurück, an der er von 2002 bis 2005 sein Handwerk erlernte. Später war er zum Hotel im Park nach Hückelhoven gewechselt, bevor er die Küchenleitung im Haus Hensen in Ratheim übernahm. Letzte Station vor dem Sprung in die Selbstständigkeit war der Weidenhof in Heinsberg. Auch Ronny Schreibers Vita las sich verheißungsvoll. Er arbeitete zuletzt im Sterne-Restaurant „Burgstuben-Residenz” in Randerath und hatte im australischen Sydney sogar Auslandserfahrung gesammelt.

Das rein gastronomische Können stellt Friedel Israel denn auch bei den Youngstern im Rückblick nicht in Frage. Das Problem habe an anderer Stelle gelegen, sagt er: „Ihnen fehlte das komplette kaufmännische Wissen.” Selbiges bestätigt nun auch Dr. Martin Dreschers aus Aachen, der als vorläufiger Insolvenzverwalter mit dem Fall befasst ist: „Herr Liebert war mit der kaufmännischen Führung überfordert”, sagt er gegenüber unserer Zeitung.

„Von der Qualität und dem Ambiente her machte das Haus einen guten Eindruck. Es ließ sich auch ganz gut an”, spricht Dreschers in dem Zusammenhang von einem „hochmotivierten Team”. Letztlich seien die Umsätze dann jedoch „nicht auskömmlich” gewesen. Dies führt Friedel Israel darauf zurück, dass in der Zeit vor der Schließung doch die Qualität des Essens gelitten habe. „Ich kann nicht drei Betriebe in einem Jahr eröffnen und glauben, dass ich alle in ein ruhiges Fahrwasser führen kann”, spielt er auf den Umstand an, dass in kürzester Zeit auch noch die Gastronomie im Alten Rathaus Wassenberg und ein Imbiss in Heinsberg durch das ehrgeizige Duo übernommen worden seien.

Auch diese Betriebe wurden ein Opfer der Insolvenz, was den Kunden jedoch meist verborgen blieb, da der Geschäftsbetrieb in neuen Konstellationen weiterlief. „Wir haben gute Miene zum bösen Spiel gemacht”, weist Israel darauf hin, dass eine Klausel im Pachtvertrag eigentlich das Betreiben weiterer Lokale neben dem Brauhaus untersagt habe. Das Ende sei für ihn dann beinahe nur noch eine Frage der Zeit gewesen.

Damit es für das Alte Brauhaus in Unterbruch allerdings kein Ende mit Schrecken bleibt, soll nun ein neuer Pächter gefunden werden. Und die Zeichen stehen nicht schlecht. „Es gibt Interessenten. Wir sind schon beim Auswahlverfahren”, äußert sich Friedel Israel hoffnungsfroh. Ein gutes Ende gabs übrigens auch für die sieben Mitarbeiter. Laut Dreschers fanden alle eine neue Anstellung.