"Ab Zwei ist Ruhe in der Stadt"

"Ab Zwei ist Ruhe in der Stadt"

Erkelenz (an-o) - Seit dem ersten Juni gelten die neuen Ladenschlusszeiten. Der Handel ist uneinig: Man begrüßt die neue Freiheit, reagiert aber zögerlich.

Der Vorsitzende des Gewerberinges, Helmut Becker, bringt es auf den Punkt: "Lange Öffnungszeiten verursachen hohe Kosten und bringen nichts." In der Erkelenzer Innenstadt sei samstags "ab 2 Uhr Ruhe in den Straßen", betont Becker. Daran werde sich auch durch die neuen Öffnungszeiten nichts ändern.

Eine einheitliche Handlungsempfehlung seitens des Gewerberinges gebe es nicht, vielmehr werde weiterhin auf qualifizierte Beratung zu kundenfreundlichen Kernzeiten gesetzt.

Manche gehen aufs Ganze

"In den Innenstädten wird sich nicht viel ändern", ist sich auch Dierk Wolthausen von der "Modebox" am Erkelenzer Parkdeck sicher. Einzelne Geschäfte in einer ansonsten "toten" Umgebung ziehen keine Kunden an, die bummeln und genießen wollen.

Nicht nur in und um Erkelenz sind die Ladenöffnungszeiten ein kontrovers diskutiertes Thema. Neben der in der Innenstadt weit verbreiteten Mittagspause vieler Geschäfte ist der Ladenschluss eher zweitrangig, meint auch Petra Schäfer aus Wockerath. Die berufstätige Mutter würde sich zwar durchaus über das Angebot freuen, samstags noch später einkaufen zu können. Sie sieht den Bedarf jedoch eher im Bereich Lebensmittel und Haushaltswaren, also auf "der grünen Wiese".

Dort wird reagiert: Rewe und Wal Mart gehen aufs Ganze. Ab heute ist samstags durchgehend von acht Uhr morgens bis abends um acht geöffnet. Beim Takko Modemarkt und einigen anderen ansässigen Geschäften kann immerhin bis 18 Uhr eingekauft werden. Mit Einschätzungen oder Prognosen hält man sich auch auf Nachfrage lieber bedeckt.

Karstadt macht nicht mit

Einige Geschäfte machen keinen Gebrauch von den neuen Öffnungszeiten. Zum Beispiel bei Karstadt in Hückelhoven ist bis auf das Vorweihnachtsgeschäft nicht geplant, die neuen Öffnungszeiten samstags einzuführen. "Natürlich orientieren wir uns in unseren Entscheidungen am Kunden, doch die Erfahrung zeigt, dass die bestehenden Öffnungszeiten in Hückelhoven völlig ausreichen", betont Geschäftsführerin Katrin Sieger auf Nachfrage.

Darüber hinaus wird die neue Freiheit von den meisten Geschäftsleuten durchaus begrüßt. Trotzdem gibt man sich realistisch. "Bei uns ist das nicht angedacht, weil es sich nicht lohnen würde", meint zum Beispiel Franz Theissen vom Bau- und Gartenmarkt in Rath-Anhoven. "Ich bin jedoch rundum dafür, dass man es darf, wenn man es will. Zum Beispiel bei Sonderaktionen." Darüber hinaus geht er davon aus, dass sich die idealen Öffnungszeiten je nach Bedarf seitens der Kunden ergeben werden.