Aachen.
Was so ein ausgewachsener Hypochonder ist, der kann seine Mitmenschen ganz schön verrückt machen - und zum Lachen bringen. Karsten Meyer ist in voller Länge ein bemitleidens- wie belächelnswerter Argan, Titelheld von Molières bekanntester Komödie „Der eingebildete Kranke”.
Diese Kombination passt wie angegossen
Von: Armin Kaumanns
Letzte Aktualisierung:
Wer lässt sich denn da so hängen? Karsten Meyer, der „eingebildete Kranke”, betreut vom Chor der Krankenschwestern. Foto: Wil van Iersel
Aachen.
Was so ein ausgewachsener Hypochonder ist, der kann seine Mitmenschen ganz schön verrückt machen - und zum Lachen bringen. Karsten Meyer ist in voller Länge ein bemitleidens- wie belächelnswerter Argan, Titelheld von Molières bekanntester Komödie „Der eingebildete Kranke”.
Wie er mit seinem purpurnen Überhang in barocken Schleifen-Hosen furzend, rülpsend, quiekend und quakend von seinen im letzten Monat verabreichten Klistieren schwadroniert, dabei die wunderbare Fächer-Bühne von Karin Busching von seinem orangenen Korb-Drehstuhl aus erobert und den falschen Theatervorhang zum Verschwinden bringt: Das ist pralle, deftige Schauspielkunst mit höchstem Unterhaltungsfaktor, von Regisseur Albrecht Hirche ohne Angst vor der Groteske auf die Bühne gebracht.
Am Theater Aachen kommt ein Überraschungsfaktor hinzu. Hier hat man wohl als erstes Haus in Deutschland aus Molières letztem Werk eine Art Musical gestrickt, zu dem Molières Zeitgenosse Marc-Antoine Charpentier die allerliebste Musik liefert.
Das Knie, wie bei Ballack
Und das geht so: Vor der Bühne nimmt das eingedampfte Sinfonieorchester Aachen Platz, zu den Streichern gesellen sich ein Oboist, ein Mensch mit Blockflöten, ein Gitarrist, eine Laute und ein Schlagzeuger, der viel mit Holzschlegeln die Felle traktiert. Zur gefälligen Ouvertüre lebt Meyer auf der Bühne seine Überempfindlichkeit gegen Lichtkegel aus. Und als er sich bei alldem das Knie verdreht, schreit er voller Inbrunst „Ballack”.
Die Musik ist wirklich zu Molires Stück komponiert, für Zwischenspiele eines Balletts. Das, was folgt, ist geschickt und durchaus parodistisch aus Charpentiers Werk zusammengeklaubt, unter anderem auch die Eurovisions-Hymne aus dem Te Deum, und zu einer wirklich wunderbaren Opern-Musik neu zusammengestellt. Wir hören Chöre, Ensembles, Arien, die wie selbstverständlich in die turbulente Bühnenhandlung eingepasst sind. Ganz erstaunlich, dass sowas überhaupt funktioniert zwischen den für gewöhnlich streng getrennten Gewerken Oper und Schauspiel des Theaters. Und umso bemerkenswerter.
Da fängt also plötzlich ein Torero an zu singen, der zur nächsten Spielzeit fest angestellte chilenische Tenor Patricio Arroyo, der mit höhensicherem und gelenkigem Schmelz Cléante, den Lover der hübschen Tochter des Hausdrachen, mimt. Jene singt ebenfalls: Mélanie Forgeron hat sich zwar, wie man beiläufig erfährt, auf der Generalprobe die Wade gezerrt, ist aber stimmlich äußerst fit und als Anglique ganz das Engelchen, das mit seiner Liebe zum despotischen Papa am Schluss die Kastanien aus dem Feuer holt.
Mit weiteren Arien treten an die Rampe: Michael Maria Mayer in immer ausladenderen Reifröcken und barocken Frisur-Kunstwerken - ihr wohlig dunkel timbrierter Sopran gibt der kühlen Ehefrau Béline des vermögenden Familienoberhaupts prächtig Gestalt; Katharina Bergraths kecker, spitzer, heller Sopran passt köstlich zum frühreifen zweiten Töchterchen im Hause Argan: Louison.
Man hört noch Louis Kim als Möchtegern-Schwiegersohn Thomas und als seinen Vater Diarrhoerius Pawel Lawreszuk. Und den immer wieder köstlichen Chor der Krankenschwestern, die durchaus auch männlich singen können, auch wenn sie nur Turmperücken und Häubchen tragen.
All die köstliche Musik, die vom äußerst lebendigen und wie improvisiert musizierenden Orchester unter Volker Hiemeyer getragen wird, passt sich über weite Strecken schwerelos in die turbulente Handlung ein. Schließlich muss der Hypochonder von seinem Willen abgebracht werden, sein Töchterchen dem Falschen zu vermählen. Hauptakteurin in der nötigen Intrige ist Toinette, das freche, selbstbewusste Dienstmädchen des Hauses - die eigentliche Hauptfigur der Komödie.
Mit Julia Brettschneider hat das Schauspielensemble eine ideale Besetzung parat: Wie sie in kurzem Röckchen und keck durchsichtigem Blüschen den Männern den Kopf verdreht, auch dem Pauker im Orchestergraben, dazu den Hypochonder Argan burschikos in seine Schranken weist, die Töchter ermutigt und die Gattin hereinlegt - das ist herzerfrischend amüsant. Als Argans Bruder Bralde imponiert Rainer Krause.
So wundert es nicht, dass das Premierenpublikum die überaus flüssige, wunderbar leichte und im Detail verspielte Regiearbeit stürmisch feiert. Dieses Theater ist eine echte Alternative zu Biergarten oder Fußball-WM.
„Der eingebildete Kranke” ist in der laufenden Spielzeit noch am 3., 4., 7., 11., 14., 16. und 18. Juli im Theater Aachen zu sehen und wird in der neuen Spielzeit am 25. September, 17. Oktober und 19. Dezember wiederaufgenommen.
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