Fahrschulen für Senioren machen Furore

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Die älteren Fahrer absolvierten Kreisfahrten, Slaloms und Notbremsungen, sie bekamen Tipps zu seniorengerechten Autos und Assistenzsystemen, ihnen wurde außerdem gezeigt, wie man Sitz und Lenkrad altersgerecht einstellt. Bis zum Dienstag hatte der Verein bereits rund 70 telefonische Anmeldungen. „Und es geht munter weiter“, sagte Geschäftsführerin Elke Treptau.
„Wenn man solche Trainings ausschreibt, kommen schon viele“, sagt Georg Rudinger, emeritierter Psychologieprofessor aus Bonn. Vor allem kämen viele, wenn sie wie in Essen nicht befürchten müssten, ihren Führerschein zu verlieren. Als wissenschaftlicher Beirat der Landesverkehrswacht NRW beobachtet Rudinger den ersten Termin des Projektes.
Die Essener Verkehrswacht sichert den Senioren Vertraulichkeit zu und bietet bei Unsicherheiten am Steuer an, Fahrstunden und Theorieunterricht bei Fahrlehrern zu vermitteln. Dies seien Erfolgsfaktoren, meint Rudinger. Er kenne nicht viele derart realitätsnahe Fahrkurse für Senioren in Deutschland.
Ältere Menschen müssen beim Autofahren unter anderem ein eingeschränktes Sichtfeld und schlechteres Dämmerungssehen ausgleichen, erklärt Rudinger. Der Schulterblick sei nicht mehr so einfach, in komplexen Situationen wie an Kreuzungen seien Senioren schneller abgelenkt. Sieben bis zehn Prozent seien eine Risikogruppe, weil sie drei oder mehr Medikamente nähmen. „Das sind Einschränkungen, die durchaus kompensierbar sind, wenn der ältere Mensch darüber Bescheid weiß“, sagte Rudinger.
Ältere Autofahrer hören auch schlechter, sagte der Vereinsvorsitzende Karl-Heinz Webels vor dem ersten Training. „Auch die Reaktion ist vielleicht nicht mehr die eines 20-Jährigen.“
Eine ähnliche Senioren-Fahrschule dieser besonderen Art bietet die Verkehrswacht Aachen an: Neben einer Theorieschulung, die jeden ersten Mittwoch im Monat kostenlos stattfindet, bietet der Verein für 30 Euro eine kostenpflichtige „Fahrprüfung“ nach aktuellen Standards an. 45 Minuten geht es dann mit Willi Grümmer durch die Stadt, anschließend wird das Fahrverhalten des „Prüflings“ besprochen.
„Es sind nicht wenige, die die Fahrprüfung heute nicht mehr bestehen würden“, sagt Grümmer, der Seniorenbeauftragter des Vereins ist. Wer sich einem solchen Selbsttest stelle, habe natürlich keine Konsequenzen zu befürchten, betont Grümmer.
Die Verkehrswacht Jülich bietet unter dem Motto „Generation 60+“ auf dem Verkehrsübungsplatz ein halbtägiges Pkw-Training für Autofahrer ab 60 Jahren an. Das kostet 60 Euro und wird zu bestimmten Terminen angeboten.
Wieder anders geht man in Heinsberg mit dem Thema Senioren am Steuer um: Die dortige Verkehrswacht bietet Verkehrssicherheitskurse unter dem Motto „Mobil im Alter“ mit einer Theorieschulung und einem Reaktionstest an. Dafür hat Johannes Kiwitt, der Vorsitzende des Vereins, eigens ein Programm mit dem schönen Namen „Alte Hasen – neue Regeln“ entworfen.
In diesem Jahr, so Kiwitt, seien leider schon alle Kurse ausgebucht. Aber im nächsten Jahr biete die Verkehrswacht auf jeden Fall wieder zwei Kurse pro Quartal an, sagt er und empfiehlt frühzeitige Anmeldung. Spezielle Fahrtrainings für Senioren bietet die Heinsberger Verkehrswacht zwar noch nicht an, aber man werde darüber nachdenken, versichert Kiwitt.